„Iran darf an Friedensgesprächen zu Jemen nicht teilnehmen“
Interview. Jemens Informationsminister kann sich Verhandlungen in Wien vorstellen. Bedingung für Frieden sei Entwaffnung der Houthi-Milizen.
Die Presse: Der Einsatz der von Saudiarabien geführten Militärallianz gegen die Houthi-Milizen im Jemen dauert schon drei Jahre. Wie kann endlich eine Friedenslösung gefunden werden? Moammar al-Eryani: Wir als rechtmäßige Regierung sind verantwortlich für das gesamte jemenitische Volk. Unser oberstes Ziel ist eine friedliche Lösung. Und dafür waren wir mit vielen Konzessionen einverstanden. Aber unsere Bedingungen sind sehr einfach: Die Houthi-Milizen müssen ihre Waffen abgeben. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Waffen in den Händen einer Miliz bleiben. Wenn der Staat das erlaubt, dann haben wir ein Gesetz des Dschungels. Dasselbe würden dann auch etwa der IS und al-Qaida einfordern.
Aber ist es realistisch, dass die Houthi-Milizen einfach die Waf- fen abgeben? Sie kontrollieren noch immer einen beachtlichen Teil des Landes. Das stimmt, die Houthis nahmen alles in Besitz. Aber heute kontrolliert unsere rechtmäßige Regierung mehr als 80 Prozent des Territoriums. Je mehr Gebiete wir zurückerobern, desto mehr steigt die Hoffnung, dass die Houthis auf unsere Forderungen eingehen.
Könnten Sie sich erneut Friedensgespräche unter internationaler Vermittlung vorstellen? Natürlich, alle bisherigen Friedensprozesse fanden unter internationaler Vermittlung statt: etwa die Verhandlungen in Genf und die Verhandlungen Kuwait 1 und Kuwait 2. Daran beteiligt war auch der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen.
Und Verhandlungen in Wien? Wir sind mit Verhandlungen an jedem Ort einverstanden. Wichtig ist nur, dass sie dann auch zu Frieden führen. Wir waren wirklich knapp davor, bei den Verhandlungen Kuwait 2 einen Vertrag zu unterschreiben. Aber die Houthi-Milizen bekamen Anweisung, nicht zu unterschreiben. Damit war für uns klar, dass die Entscheidung, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, nicht in den Händen der Houthis liegt, sondern des Iran.
Aber dann müsste man ja den Iran in die Verhandlungen miteinziehen, um endlich zu einer Friedenslösung zu kommen. Nein, der Iran darf an Verhandlungen zu Jemen nicht teilnehmen. Uns verbindet nichts mit dem Iran. Er ist ein Staat, der die Houthi-Milizen unterstützt, um so in unserem Land einen Fuß in der Tür zu haben. Er macht dasselbe im Libanon mit der Hisbollah.
Falls der Atomvertrag mit dem Iran beendet wird: Könnte das Auswirkungen auf den Krieg im Jemen haben? Könnte der Konflikt damit weiter eskalieren? Der Iran unterstützt die HouthiMilizen und schickt ihnen Waffen. Und zwar zu jeder Zeit: Noch vor der Zeit des Atomabkommens haben wir im Jemen zwei Schiffe beschlagnahmt, die mit Waffen bela- den waren. Das heißt, ganz gleich, ob wir vor oder nach dem Atomabkommen stehen: Der Iran liefert Waffen an die Houthis. Welchen Unterschied würde es also machen, ob das Atomabkommen bestehen bleibt?
Die UNO spricht von einer humanitären Katastrophe im Jemen. Und diese Katastrophe wurde vor allem durch die saudische Intervention zugunsten Ihrer Regierung ausgelöst. Das stimmt nicht. Das weise ich zurück. Die Allianz und besonders das Königreich Saudiarabien unterstützen den Jemen sehr stark. Der wirkliche Verursacher dieser humanitären Zustände sind die Houthi-Milizen. Sie bezahlen die Gehälter nicht mehr an Beamte. Sie unterdrücken in ihrem Gebiet die Bewohner. Sie entführen, foltern und töten Journalisten. Den Houthi-Milizen ist das Leid der Menschen egal.