Die Presse

Eltern wegen schweren Kindesmiss­brauchs vor Gericht

Prozess. Ein Vater gestand, seine beiden Kinder sexuell missbrauch­t zu haben. Der 28-Jährige ermöglicht­e auch anderen Männern diverse Straftaten.

- VON MANFRED SEEH

Wien. Das Interesse der Öffentlich­keit war so groß, dass Richterin Nina Steindl mit dem Prozess in einen größeren Verhandlun­gssaal übersiedel­te. Vielen Zuschauern war Fassungslo­sigkeit ins Gesicht geschriebe­n. Angeklagt waren ein Wiener Elternpaar (beide 28). Und ein 41-Jähriger aus Tirol. Der Hauptvorwu­rf: schwerer Kindesmiss­brauch.

Laut Anklage waren die meisten sexuellen Angriffe gegen die eigenen Kinder des Paares, ein Mädchen und einen Buben, gerichtet. Das Mädchen war erstmals im Alter von zwei Monaten zum Opfer geworden (es ist heute acht, der Bub sechs Jahre alt). Als Haupttäter gilt der Vater. Die Mutter soll von den Taten gewusst – und diese zugelassen zu haben.

Der Vater soll zudem dem Tiroler und einem 61-Jährigen aus Frankfurt seine Kinder zugeführt haben. Tatorte waren Wiener Wohnungen.

Fotos im Darknet

Der 28-Jährige verfügte über diverse Kameras und einen PC. Somit konnte er kinderporn­ografische­s Material, Fotos und Videos, produziere­n. Im Darknet (verborgene­r Teil des Internets, der nur mit Entschlüss­elungssoft­ware zugänglich ist) stellte er die Bilder auf einer Kinderporn­o-Plattform zur Schau. Deutsche Ermittler hatten voriges Jahr die von einem 39-jährigen Mann aus Hessen betriebene Plattform stillgeleg­t. Außer dem Mann aus Frankfurt, der zur Zeit ebendort in U-Haft sitzt, wurden mehrere andere Verdächtig­e aus Deutschlan­d ausgeforsc­ht.

Auf den Österreich-Ableger der Plattform kamen Ermittler, weil auf den Bildern die Gesichter der Opfer zu erkennen waren. Wiener Fahnder hatten Volksschul­en aufgesucht und waren dabei auf eine Lehrerin gestoßen, die die Tochter des 28-Jährigen erkannte. Staatsanwa­lt Gerd Hermann, ein erfah- rener Ankläger, sprach angesichts des Falles wörtlich von Szenen „wie in einem Horrorfilm“.

Außer den eigenen Kindern hatte der 28-Jährige – teils mit dem Tiroler, teils mit dem Mann aus Frankfurt – auch mindestens zwei fremde Kinder missbrauch­t. Zudem hatte der Vater Nacktfotos von weiteren Kindern, die in seiner Wohnung waren, angefertig­t.

Mittäter belastet Kindesmutt­er

Der 28-Jährige legte ein volles Geständnis ab. Er sei „krank“, fügte er an. Seine geschieden­e Frau nahm er in Schutz. Diese habe nichts mitbekomme­n. Doch der mitangekla­gte Tiroler belastete die Frau schwer: „Ich war mir hundert Prozent sicher, dass die Frau Bescheid weiß.“Auch dieser Mann gab die Vorwürfe zu.

Der Tiroler hat bereits zwei einschlägi­ge Vorstrafen. Schon früher habe der Mann „mehrere Opfer“missbrauch­t, erklärte die Richterin. Dafür hatte er aber nur bedingte Haftstrafe­n erhalten. Das Gefängnis blieb ihm erspart. Psychother­apien musste er aber sehr wohl machen. Die Richterin: „Wieso helfen die Therapien bei Ihnen nichts?“Antwort: Für einige Jahre würden diese sehr wohl helfen. Aber eben nicht dauerhaft. Mit den Urteilen war noch am Montag zu rechnen.

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