Heiß ersehnte Verstärkung aus Nordamerika
Eishockey. Das Niveau der WM-Teilnehmer könnte unterschiedlicher nicht sein, auch Österreich hat bereits eine bittere Lehrstunde erhalten. Ab sofort wird Michael Raffl das Team verstärken, aber was kann der NHL-Profi bewirken?
Bei der WM in Dänemark wurde nach wenigen Tagen ein gewaltiger Klasseunterschied deutlich. Die Topnationen feiern reihenweise Kantersiege: Russland fertigte Frankreich 7:0 ab, Schweden besiegte Weißrussland 5:0, Finnland schoss die Letten und Südkoreaner jeweils 8:1 vom Eis, die bedauernswerten Asiaten kassierten gegen Kanada gar ein 0:10. Auch Aufsteiger Österreich kam unter die Räder, das 0:7 gegen Olympiasieger Russland hätte noch deutlicher ausfallen können. Die Topnationen sind schneller, technisch und physisch besser, ihre Spieler stehen in den besten Ligen der Welt unter Vertrag.
In der Partie der Österreicher gegen die Slowakei (16.15 Uhr, live ORF Sport Plus) wird heute erstmals NHL-Legionär Michael Raffl ins Turniergeschehen eingreifen. Der 29-jährige Angreifer hat eine ordentliche Saison bei den Philadelphia Flyers hinter sich, ist am Sonntagabend in Kopenhagen angekommen und hat am Montag mittrainiert. „Ich weiß, was man von mir erwartet, aber man muss realistisch bleiben. Jedes Spiel drei Tore von mir werden sich nicht ausgehen“, erklärte der Villacher.
2015 war Raffl in Prag ebenfalls mit von der Partie, in sieben Spielen gelangen ihm immerhin ein Tor und zwei Assists, am Ende zu wenig für den Klassenerhalt. Können Österreichs NHL-Legionäre bei einer WM überhaupt den Unterschied ausmachen?
Vor Raffl war Thomas Vanek der bisher letzte NHL-Profi, der für Österreich bei einer WM auf Torjagd ging. 2013 war der damalige Stürmer der Buffalo Sabres in Helsinki bester Mann der rot-weiß-roten Truppe, verbuchte in sieben Partien vier Tore und zwei Assists. Am Ende stieg Österreich dennoch aus der Top-Division ab.
Der Steirer war auch schon 2008 bei der zweitklassigen Heim-WM in Innsbruck (Division 1A) im Kader gestanden und führte Österreich mit fünf Toren und ebensovielen Assists zum Aufstieg. Ein Jahr später stiegen Vanek und Co. in der Schweiz aber unglücklich wieder ab, mit einem Tor und drei Assists war der NHL-Profi abermals einer der Leistungsträger. Andreas Nödl, damals bei den Philadelphia Flyers, steuerte einen Assist in vier Spielen bei.
Der Aufstieg in die Top-Division ist mit Verstärkung aus Nordamerika also meist gesichert, auch New-York-Legionär Michael Grabner hatte 2012 in Laibach großen Anteil am Wiederaufstieg (vier Assists in fünf Partien). In der TopDivision braucht es aber mehr als nur einen NHL-Profi für den angestrebten Klassenerhalt. Dieser gelang zuletzt 2004 in Prag. Mit Keeper Reinhard Divis (St. Louis Blues) in Topform und Verteidiger Thomas Pöck (New York Rangers) hatte Österreich sogar den Kanadiern ein 2:2 abgetrotzt. (joe)