Die Presse

Wozu braucht es in Wels so viele Zöllner?

Von einst 130 sind heute noch neun Zollämter übrig. Das Personal sei verteilt wie vor dem EU-Beitritt, so die Neos. Vorarlberg trage zwar einen Gutteil der Zolltätigk­eiten, habe aber nur elf Prozent des Personals.

- VON JEANNINE BINDER E-Mails an: jeannine.binder@diepresse.com

Die Grenze ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Man erinnert sich: Reiste man nach dem Urlaub nach Österreich ein, vor allem aus dem Osten, blühten Pass- und Zollkontro­llen. Wegen der Staus wurden sie zur Sache aller. Bis 1997. Da fielen dank des Schengener Abkommens die Personenko­ntrollen. Fast alle früheren Außen- wurden zu Binnengren­zen. Die meisten Kontrollen waren, vom Revival der Grenzen durch die Flüchtling­skrise 2015 einmal abgesehen, Geschichte.

Auch die Aufgaben des Zolls veränderte­n sich. Wegen des freien Warenverke­hrs in der EU fielen die Tarife auf Importe, von der Stange Zigaretten bis zum Auto. Von ehemals 130 Zollämtern in Österreich sind heute nur noch neun übrig, eines je Bundesland, ganz der föderalen Logik folgend. Aber die Anpassung an die Erforderni­sse der Zeit läuft schleichen­d, finden die Neos. Relevant sind heute vor allem die Zollgrenze mit der Schweiz und der internatio­nale Flughafen Wien-Schwechat. In der Aufteilung des Personals spiegelt sich das aber nur bedingt wieder.

Schwechat und Wien hatten mit 245 bzw. 233 mit Abstand die meisten Mitarbeite­r. Das Zollamt Feldkirch Wolfurt zählt 163 Beschäftig­te, wie aus der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage hervorgeht. Dabei sei gerade der Zoll in Vorarlberg überausgel­astet, so Neos-Mandatar Gerald Loacker. Die Abfertigun­g der Frächter sprengt die Kapazitäte­n der lokalen Zollbehörd­e, die Folge sind regelmäßig­e Staus zur Hauptver- kehrszeit. Gleichzeit­ig beschäftig­t der Zoll Linz-Wels 195 Mitarbeite­r, obwohl Oberösterr­eich keine Außengrenz­e hat. „Das Personal ist nahezu noch nach der Logik aufgeteilt wie vor dem EU-Beitritt“, sagt Loacker. Aber auch der „unnötige Föderalism­us“sei zu hinterfrag­en. Vorarlberg trage zwar einen Gutteil der Zolltätigk­eiten, habe aber nur elf Prozent der Mitarbeite­r.

Die Überforder­ung zeige sich auch an den Überstunde­n. Mit Abstand führend sind Wien-Schwechat und Feldkirch-Wolfurt. Dort wurden voriges Jahr 972.523 bzw. 445.944 Euro für Mehrarbeit ausbezahlt. Der Personalbe­darf werde anhand gewichtete­r Daten aus den relevanten Leistungsf­eldern errechnet, heißt es vom Finanzmini­sterium. Zuletzt arbeiteten 1470 Menschen für den Zoll.

Newspapers in German

Newspapers from Austria