Mehr Privatpleiten mit höheren Schulden
Gläubigerschutz. Seit der Privatkonkurs-Reform ist die Zahl der Pleiten um 58 Prozent auf 5211 gestiegen.
Nach sechs Monaten mit den neuen Privatkonkursregeln zieht der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) aus Sicht eines Gläubigerschutzverbandes eine Zwischenbilanz. Diese zeigt, dass die Privatinsolvenzen um 58 Prozent angestiegen sind und wöchentlich 200 Privatkonkurse eröffnet werden. Ein knappes Drittel der Privatpleiten wird an Wiener Bezirksgerichten abgewickelt.
Seit Inkrafttreten der Reform am 1. November 2017 wurden in den folgenden sechs Monaten 5211 Privatinsolvenzen eröffnet. Die Reform führte laut AKV zu „einem noch nie da gewesenen Ansturm auf die Privatkonkursgerichte“. Die Gläubigerschützer erwarten, dass heuer erstmals seit dem Jahr 1995 mehr als 10.000 Privatkonkurse eröffnet werden. Die Zunahme startete so richtig heuer im Jänner.
In erster Linie nehmen einkommensschwache Schuldner mit relativ geringen Verbindlichkeiten und ehemalige Unternehmer mit besonders hohen Verbindlichkei- ten die neuen Privatkonkursregeln in Anspruch. Die Reform brachte den Entfall der zehnprozentigen Mindestquote, eine Gratisentschuldung gibt es aber nicht. Fast alle Schuldner mit nicht pfändbarem Einkommen bieten demnach Zahlungspläne mit Quoten an, so der AKV. Die rund 20 Prozent schwere bisherige durchschnittliche Zahlungsplanquote werde nach der Insolvenzrechtsänderung aber „mit Sicherheit künftig nicht mehr erreicht“.
Allein heuer betrugen die Gesamtpassiva der eröffneten Privatkonkurse knapp 474 Mio. Euro, so der AKV. Die durchschnittlichen Verbindlichkeiten haben sich von zuletzt knapp 110.000 auf nun knapp 130.000 Euro gesteigert. Vor allem die Privatkonkurse von ExUnternehmern mit Millionenverbindlichkeiten führten zu einer beträchtlichen Erhöhung der Gesamtpassiva um 40 Prozent.
Die größte Privatinsolvenz 2018 bisher war jene eines Kärntner Ex-Unternehmers mit 14,9 Mio. Euro. (APA)