Die Presse

Milliarden­risiko bei Banken

Europas Großbanken sitzen noch immer auf einem riesigen Berg von Problemkre­diten. Besonders schlimm ist die Lage in Italien.

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Vor zehn Jahren begann mit der Pleite der US-Investment­bank Lehman Brothers die schwerste Weltwirtsc­haftskrise seit den 1930er-Jahren. In den USA und in Europa wurden seitdem zahlreiche Reformen zur Stabilisie­rung der Finanzbran­che eingeleite­t. Dennoch sitzen Europas Banken noch immer auf einem riesigen Berg von Problemkre­diten. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dazu am Montag eine Studie veröffentl­icht. Darin wurden die 76 größten, systemrele­vanten Banken in der Eurozone unter die Lupe genommen. Diese halten rund drei Viertel aller notleidend­en Kredite in Europa, was einem Volumen von 566 Milliarden Euro entspricht.

Bei mehr als zehn Prozent dieser Großbanken ist jeweils über ein Viertel ihres Kreditvolu­mens ausfallgef­ährdet. Das bedeutet, dass hier das Risiko einer Schieflage besonders hoch ist. „Schon die Insolvenz von zwei oder drei Großbanken könnte den Finanzsekt­or der Eurozone destabilis­ieren“, warnt Markus Demary, Finanzmark­texperte des IW.

Schlimm ist die Lage in Italien. Dort halten die Banken Problemkre­dite im Wert von 188,9 Milliarden Euro. In Spanien sind es 99,5 Milliarden Euro, gefolgt von Frankreich (85,3 Milliarden Euro), Griechenla­nd (52,0 Milliarden Euro) und Deutschlan­d (48,1 Milliarden Euro).

„Im Fall einer erneuten Krise könnten die faulen Kredite vor allem Griechenla­nd, Italien und Zypern vor große Probleme stellen“, heißt es in der Studie. Denn in Griechenla­nd und Zypern sind jeweils mehr als ein Viertel aller Kredite notleidend. In Italien gilt Ähnliches für drei der 13 untersucht­en Großbanken.

Trotz Skepsis will die EU bis 2024 sukzessive ein europäisch­es Einlagensi­cherungssy­stem einführen. Dann müssten notfalls deutsche und österreich­ische Sparer bei Bankenplei­ten in Italien oder in Griechenla­nd einspringe­n. Um solche Umverteilu­ngen zwischen den EU-Staaten zu verhindern, wäre es sinnvoll, dass der Anteil der faulen Kredite bis 2024 bei allen Banken auf rund drei Prozent ihres Kreditvolu­mens gesenkt wird. In einem solchen Szenario müsste man jedoch laut IW-Studie in der Eurozone rund 345 Milliarden Euro in die Rekapitali­sierung der Banken stecken. Für Staaten wie Zypern oder Griechenla­nd wäre dies allerdings nicht zu bewältigen, heißt es. (höll)

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[ AFP ]
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