„Ein neuer Abba-Song wird im 6/8-Takt sein“
Pop. Abba-Mitglied Björn Ulvaeus spricht über das Revival – und schließt Livekonzerte des Quartetts völlig aus.
Nicht nur ehemalige Fans, auch distinguierte Pop-Intellektuelle reagierten freudig erregt auf die Nachricht, dass Abba – das aus zwei (Ex-)Ehepaaren bestehende Quartett, das so viele perfekte Popsongs („Waterloo“, „SOS“, „Fernando“usw.) schuf – zwei neue Songs aufgenommen hat, die es im Dezember im BBC-Fernsehen und dann 2019 auf einer Tournee vorstellen will – allerdings nicht persönlich, nur in Gestalt von Avataren, dreidimensional animierten Jugendversionen ihrer selbst. Unser Korrespondent in Schweden konnte bei der Eröffnung einer neuen Sonderschau im populären Abba-Museum in Stockholm mit dem heute 73-jährigen Abba-Gitarristen und -Komponisten Björn Ulvaeus sprechen.
Die Presse: Können Sie etwas über die zwei neuen Abba-Songs verraten? Wird man Abba wiedererkennen? Björn Ulvaeus: Ja, sie klingen sehr nach Abba, wir sind ja Abba. Einer der beiden Songs ist nicht so sehr Disco, er ist im 6/8-Takt. Mehr sage ich jetzt nicht.
Wird es mehr neue Abba-Songs geben? Hm, das weiß man nie.
Sie waren erstmals seit über 30 Jahren gemeinsam im Studio. Wie war das? Letztlich total fantastisch. Als ob es nie eine Pause gegeben hätte. Zwischen uns ist ein sehr enges Band gewachsen, wir haben ja so viel zusammen durchgemacht. Das fühlten wir alle bei den Aufnahmen. Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns vier.
Wie kam es dann einst zur Trennung? Es lag daran, dass wir Anfang der Achtziger unterschiedliche Interessen entwickelten. Benny und ich wollten sehr gern ein Musical schreiben, Agnetha und Frida wollten sich als eigenständige Sängerinnen versuchen. Gänzlich trennen wollten wir uns 1982 ja gar nicht, wir wollten nur für eine begrenzte Zeit unsere eigenen Projekte verfolgen und dann wieder als Abba zusammenkommen. Aber es läuft manchmal anders, als man glaubt.
Verstehen Sie den grandiosen Hype, der gerade weltweit um Abba gemacht wird? Eigentlich nicht, ehrlich gesagt. Als wir 1982 Abba auflösten, dachten wir eher, dass wir Schritt für Schritt wieder in Vergessenheit geraten würden. Aber es ist schön, dass unsere Musik noch immer so geschätzt wird.
Sie haben gesagt, es sei toll, dass Sie 2019 mit Ihrem Hund in Stockholm spazieren gehen können, während Sie gleichzeitig als digitales Björn-Hologramm in Tokio auftreten. Das klingt seltsam: Die AbbaMusik ist so menschlich, so warm. Passt das zu kalten Computeranimationen? Unsere Avatare werden überhaupt nicht kalt sein! Sie werden aussehen wie richtige Menschen, und ich verspreche: Sie werden mit viel Humor und viel menschlicher Wärme auftreten. Das wird auch mehr als nur eine gewöhnliche Bühnenshow sein.
Und Sie können sich nicht vorstellen, doch noch einmal persönlich gemeinsam aufzutreten? Das machen doch die Rolling Stones auch noch und nicht zu selten? Wir waren schon damals nicht besonders verliebt in Live-Auftritte. Wir mochten die Arbeit im Aufnahmestudio lieber.
Also werden wir tatsächlich Abba nie wieder live erleben? Nej, nej, nej, nej, absolut nicht, völlig ausgeschlossen. Das wird nie passieren.