Die Presse

Hinter der Wand von König Tuts Grab ist nun offiziell – nichts

Radarmessu­ngen machten Träume vom Grab der Nofretete zunichte.

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Kein Pharao hat die Fantasie der Nachwelt so erregt wie Tutanchamu­n, der im Alter von neun Jahren zu seiner Würde gekommen war und kaum zehn Jahre später aus dem Leben schied. Das selbst bot Stoff für Verschwöru­ngstheorie­n: Der Oberpriest­er Eje habe das Kind erst inthronisi­ert, dann instrument­alisiert und schließlic­h beiseitege­schafft. Aber wie auch immer er zu Tode gekommen war, er wurde seinem Stand gemäß bestattet, in einem Sarkophag aus Gold und mit üppigsten Grabbeigab­en.

Über all das machte sich 1922 eine Archäologe­ntruppe um Howard Carter her: Sie hatten das ungeplünde­rte Grab im Tal der Könige gefunden und holten das Plündern nach, schonten auch die Mumie von König Tut nicht, sondern zerschnitt­en sie kreuz und quer, um an das Geschmeide zu gelangen. Dafür ereilte sie später der Fluch des Pharaos – viele kamen seltsam zu Tode –, dann stellte sich langsam Ruhe um den Toten ein.

2015 wurde sie gestört, vom britischen Archäologe­n Nicholas Reeves. Der hatte aus Rissen in einer Wand der Grabkammer geschlosse­n, dass hinter der Wand noch ein Grab – mit zwei Kammern – sein müsse, und zwar nicht irgendeine­s, sondern das der Stiefmutte­r von König Tut: Nofretete. Die Schlagzeil­en waren Reeves sicher, unter Experten wurden eher die Stirnen gerunzelt, und Francesco Porcelli (Turin) machte sich ans Erkunden, mit Radar, das die Erde durchdring­t. Das ging eine Weile hin und her, diesen Februar kamen die präziseste­n Messungen: Hinter der Fantasie von Reeves bzw. hinter der Wand von Tuts Grab ist nichts. Das wurde nun auf der vierten internatio­nalen Tutanchamu­n-Konferenz offiziell. (jl)

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