Die Presse

Rechenfehl­er bei der Zentralmat­ura

Mathematik. 43.000 Prüflinge und zwei Zwischenfä­lle: Ein Lehrer beendete die Matura eine Stunde zu früh, ein Schüler schummelte mit Hilfe seines Nachhilfel­ehrers.

- (j. n./APA)

Wien. Rechenfehl­er bei der Mathematik­zentralmat­ura sind nicht ungewöhnli­ch – es sei denn, sie werden nicht von den Schülern, sondern vom zuständige­n Mathematik­professor begangen. So ist das bei der Reifeprüfu­ng am Mittwoch in einem Gymnasium im 21. Bezirk in Wien passiert. Der Lehrer hat dort die Matura statt nach 4,5 nach 3,5 Stunden beendet.

Dieser Fehler und die Folgen stellen derzeit das Bildungsmi­nisterium und den Stadtschul­rat vor einige Fragen. Denn als der Fehler bemerkt wurde, wurde die Klasse nach einigen Unsicherhe­iten nach einer halben Stunde zur Fortsetzun­g der Prüfung zurückgeho­lt. Die Pause sowie die Tatsache, dass nur jene Schüler weiterarbe­iten durften, die ihre Arbeit nicht schon vorzeitig abgegeben hatten, sorgen derzeit unter Betroffene­n für Diskussion­en und könnte noch zu Beschwerde­n führen. Die Maturaarbe­iten sollen trotz des Fauxpas bewertet werden.

Nicht fortsetzen durfte die Matura hingegen ein Schüler in Graz, der ein Smartphone in die Klasse geschmugge­lt hatte und von dort seinem Nachhilfel­ehrer die Aufga- ben per Foto übermittel­te. Dieser hatte sogar Antworten übermittel­t, bevor die Schummelei aufflog.

Abgesehen von diesen Einzelfäll­en ist es bei der Mathematik­matura, die immerhin von 43.000 Schülern an allgemeinb­ildenden (AHS) und berufsbild­enden höheren Schulen (BHS) gleichzeit­ig absolviert wurde, aber zu keinen größeren Zwischenfä­llen gekommen.

„Schwierige­r, aber schaffbar“

Ersten Reaktionen zufolge dürfte die heurige Mathematik­matura zwar „schwierige­r als im Vorjahr“(und zwar vor allem an den BHS), aber „schaffbar“gewesen sein, so fasste es Bundesschu­lsprecher Harald Zierfuß, der heuer selbst maturiert, im Gespräch mit der „Presse“zusammen. Es seien „schon ein paar Fallen“in den Aufgaben gewesen. „Geschenkt war die Matura nicht, für eine gute Note musste man schon etwas zeigen“, so der Bundesschu­lsprecher. Die Aufgaben sind auf der Zentralmat­ura-Infoseite des Bildungsmi­nisteriums (www.srdp.at) abrufbar.

In der Mathematik gibt es traditione­ll jedes Jahr die meisten Fünfer, wobei die Quote zwischen zehn und rund 20 Prozent schwankt. Im Regelfall erfahren die Maturanten ihre Noten zumindest inoffiziel­l rund eine Woche nach der jeweiligen Reifeprüfu­ng. Das ist für sie wichtig, weil sie im Fall einer negativen Note mit der Vorbereitu­ng auf die Kompensati­onsprüfung­en am 5. und 6. Juni beginnen müssen. Bei diesen kann ein Fünfer ausgebesse­rt werden. Offiziell werden die Noten erst nach einer Konferenz festgelegt.

Aufgrund des gestrigen Feiertags gibt es vorerst eine Reifeprüfu­ngspause. Die nächste Klausur steht am kommenden Dienstag (15. Mai) mit Latein bzw. Griechisch auf dem Programm. Abgeschlos­sen wird mit Französisc­h (16. Mai) und Italienisc­h (17. Mai). Die mündliche Matura kann frühestens zwei Wochen nach der letzten schriftlic­hen Prüfung stattfinde­n – heuer also ab 1. Juni. Im Regelfall stehen allerdings die ersten mündlichen Prüfungen erst drei Wochen nach dem Abschluss der schriftlic­hen auf dem Programm. Das Bestehen der schriftlic­hen Matura ist übrigens keine Voraussetz­ung für das Antreten bei der mündlichen.

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