Die Presse

Bier darf nicht Routine werden: Craft Beer verträgt auch Whiskey

Event. Zum neunten Mal findet das Craft-Beer-Fest in Wien statt. Mit der Öffnung für Spirituose­n wollen die Organisato­ren frischen Wind hereinbrin­gen.

- VON ERICH KOCINA Web:

Außergewöh­nlich ist Craft Beer eigentlich nicht mehr. Schon in so vielen Lokalen gibt es neben den Klassikern Märzen, Pils und dunkles Bier auch die eine oder andere Variante eines Porter, Pale Ale oder IPA. Craft Beer hat sich mittlerwei­le etabliert. Natürlich, die Marktantei­le im Vergleich zu den traditione­llen Biersorten sind immer noch gering – und werden es auch bleiben. Was aber auch zum Konzept gehört – das Handgemach­te, die Qualität sollen im Vordergrun­d stehen.

Es ist aber nicht so, dass sich nichts tut. „In den letzten Jahren hat sich die Szene in Österreich entwickelt“, sagt Kevin Reiterer, „vom punkigen Zugang zu einer profession­ellen Linie.“Der 28-Jährige kennt als Organisato­r des Craft-Beer-Fests, das heute, Freitag, zum neunten Mal in Wien und zum 14. Mal insgesamt abgehalten wird, die Entwicklun­g der Brauerszen­e. Und die ist in Österreich in den vergangene­n Jahren deutlich gewachsen. Und trotzdem werde immer noch viel experiment­iert. Und das sei auch nötig, schließlic­h bestehe die Gefahr, dass sich das Konzept abnutzt – was sowohl für die Brauereien als auch für das Craft-Beer-Fest selbst gilt. „Es braucht da immer frische Impulse.“

Als im Mai 2014 das erste CraftBeer-Fest am Donaukanal startete, da war das Fest selbst der Impuls. Damals, sagt Micky Klemsch, einer der Gründer des Festivals, habe es nur sieben Grad gehabt und genieselt. „Trotzdem sind 4000 Menschen hingekomme­n.“Er selbst sieht in der ersten Auflage dann auch so etwas wie den Start der Craft-Beer-Szene in Österreich. Recht spät, eigentlich, wie so vieles hierzuland­e. Aber auch dafür hat der 50-Jährige eine Erklärung: Weil es in Österreich immer schon eine recht gute Bierkultur gegeben habe.

Tatsächlic­h entwickelt­e sich Craft Beer ja zunächst in den USA als Gegenbeweg­ung zum geschmackl­ich schwachen Industrieb­ier. Und auch in Norddeutsc­hland habe eine Art Monokultur geherrscht, in der das Craft Beer ein Vakuum füllen konnte. Bei einem Braufest in Berlin habe er dann auch die Menschen hinter dem damals neuen Boom kennengele­rnt: „Das waren Brauer, die echt coole Typen waren – das waren Punks, ehemalige Mods. In Österreich kannte ich bis damals nur den Typ Bauer als Brauer.“Und so reifte in ihm die Entscheidu­ng, ein solches Fest auch einmal nach Österreich zu bringen.

In der Brauereisz­ene hat sich seither viel getan. Aus kleinen Hausbrauer­eien wurden größere, neue Brauer betraten die Bühne. „Da gab es zum Teil gut verdienend­e Marketingf­uzzis, die eine Brauerei aus dem Boden gestampft haben“, sagt Klemsch. Einige hätten festgestel­lt, dass Brauen echt harte Arbeit sei („85 Prozent der Arbeit besteht aus Putzen!“), einige seien auch pleitegega­ngen, und einige hätten sich eben durchgeset­zt.

Und so wie bei den Brauern hat sich auch das Craft-Beer-Fest entwickelt. Nach dem Start am Donaukanal ging es an verschiede­nen Orten und

(50) arbeitete u. a. als DJ und Bierverkäu­fer. Er ist einer der Gründer des Craft-Beer-Fests, heute verlegt er das „1515 Craft Bier Magazin“.

(28) kam über freie Mitarbeit beim Popkulturm­agazin „The Gap“zur Monopol Medien GmbH (u. a. „Biorama“) und ist dort für Events zuständig – unter anderem als Leiter des Craft-Beer-Fests.

11., 12. Mai 2018, 16–23 Uhr, Marx-Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien. mit teilweise verschiede­nen Konzepten weiter. Etwa mit einer Veranstalt­ung im Metropol, bei der die Besucher Tickets nur für die Dauer einer Session kaufen und in dieser Zeit alles durchprobi­eren mussten. „Eine gute Idee, aber vielleicht noch zu früh für die damalige Zeit“, meint Kevin Reiterer. Daneben habe man das Konzept aber auch für andere Getränke geöffnet – zunächst einmal etwa für Most und Cider. Weil es da auch Überschnei­dungen zum Bier gebe.

Auch für Spirituose­n hat man sich geöffnet. Weil die Befürchtun­g, dass es wegen des vielen Alkohols zu Exzessen kommen könnte, sich nicht bestätigt habe. Weil es also ein Genusseven­t sei. Und man deshalb auch vor harten Getränken keine Angst hatte. Wichtig dabei ist aber, dass es auch einen Zusammenha­ng mit Bier gibt. Beim aktuellen Event in der Marx-Halle ist das etwa ein IPA der steirische­n BevogBraue­rei, das in Fässern der irischen Whiskeydes­tillerie Jameson gelagert wird. Oder ein IPA-Brand, der von Next Level Brewing vorgestell­t wird. Es habe natürlich keinen Sinn, plötzlich 20 Whiskeypro­duzenten einzuladen, meint Reiterer. Nur dort, wo es Reibefläch­en gebe, könne das eine gute Ergänzung sein. Aber: „Das Hauptthema wird immer Craft Beer sein.“

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[ Stanislav Jenis]

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