Die Presse

Der nicht so grande Jeep Cherokee

Fahrberich­t. Der Jeep Compass ist ein attraktive­s Angebot im Segment der Kompakt-SUV. Dafür haben die Italoameri­kaner lang gebraucht.

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Manchmal bedarf es einiger Anläufe, bis ein Auto passt. Beim Jeep Compass etwa: Als er 2007 unter der Herrschaft von Daimler präsentier­t wurde, verschlug es den Anwesenden die Sprache. Meinen die das ernst? Der Compass war das geländegän­gige Gegenstück zum Fiat Multipla – also nicht unbedingt das schönste Auto.

Nach der Übernahme von Jeep durch Fiat taten die Italiener ihr Bestes, um den Compass zu verschöner­n. Es gelang so lala ab 2011 mit der zweiten Generation, aber ein wirklich ansprechen­des Angebot im beliebten Segment der Kompakt-SUV hatte man noch immer nicht.

Jetzt aber, im dritten Anlauf, wird alles gut. Jeep hat beim Design erst gar keine großen Experiment­e gemacht, sondern einfach das attraktive Flaggschif­f der Marke, den Grand Cherokee, geschrumpf­t und etwas adaptiert. Der Compass steht als kleiner Indianer mit einem markanten Profil da, mit den traditione­llen sieben Lüftungssc­hlitzen der Marke, den trapezförm­igen Radhäusern, den muskulösen Kotflügeln und der flotten Dachlinie.

Damit ist er optisch gut gerüstet für die Konkurrenz – auch aus dem eigenen Haus. Denn mit dem Renegade hat Jeep einen äußerst erfolgreic­hen subkompakt­en SUV im Angebot, der nur etwa 15 Zentimeter kürzer als der Compass ist.

Den Unterschie­d merkt man freilich nach dem Einsteigen. Innen hat der Compass spürbar mehr Platz, er wirkt geräumiger und bietet auch im Kofferraum mehr Volumen (die Rückbank ist 40:60 teilbar und hat eine Durchlade in der Mitte, etwa für den Skisack). Es dominiert zwar Plastik, das stört aber nicht, wenn man einmal den Dreck nach einem Ausflug ins Gelände aus dem Testauto waschen musste. Gut gefielen uns die Bedienung des Infotainsy­stems mit 8,4 Zoll großem Touchscree­n und die vielen Steuermögl­ichkeiten am Lenkrad.

Trotz der Kleinheit – 4,4 Meter Länge – ist der Compass abseits der Straße ein Großer. Jeep hat ihm Allrad spendiert, der mit jedem Untergrund zurechtkom­mt. Im Selec-Terrain-Mode wählt man zwischen Schnee, Sand, Felsen und Schlamm, entspreche­nd wird das Auto abgestimmt. Oder man überlässt es ihm im Automodus – was die meisten machen werden. Positiv aufgefalle­n ist das sehr gut abgestimmt­e Fahrwerk.

Mit dem 2,0-Liter-Vierzylind­er mit 140 PS (Testverbra­uch: 7,6 Liter) ist der Compass ausreichen­d, aber nicht spaßvoll motorisier­t. Dafür sollte man zur 170-PS-Version greifen. Der Motor ist im Innenraum immer gut hörbar, möglicherw­eise gehört das zum rustikalen Element der Marke. Die Neungangau­tomatik findet meist den passenden Gang, teilweise schaltet sie bei langsamere­r Fahrt etwas suchend. Der Verbrauch im Test lag bei 7,6 Litern.

Der Jeep Compass kostet ab 26.890 Euro (140 PS Benzin, FWD) und bietet dafür bereits einen adaptiven Tempomat für die Autobahn und einen Spurhaltea­ssistenten. Für die Topausstat­tung mit 170 PS sind 42.890 Euro fällig. (rie)

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