Innsbrucks Moltkestraße, eine NS-Provokation
Tempo und dem Elan, mit dem es jetzt betrieben wird, frühestens 20 (in Worten: zwanzig) Jahre nach dem Sankt-Nimmerleins-Tag in Kraft tritt. Zusammenlegung der Sozialversicherungen: Ja schon, als Wahlzuckerl gut zu verkaufen, aber jetzt, wo es ernst wird, melden sich plötzlich die Landeshauptleute – institutionalisierte Bremser jeglicher Reformen – mit einem „Nicht mit uns“.
Hat man doch auch da tief die Finger drinnen, gibt’s ebendort Hunderte Posten und Stellen zu besetzen, wo man gute Bekannte, Verwandte und Parteigänger – oft als Tauschgeschäft – unterbringen kann. Verwaltungsreform: Detto!
Sieger, so sagt man mancherorts, erkennt man am Start. Lieber Sebastian, lieber Heinz-Christian: Wenn’s in der Startphase auch einige Safety-Car-Runden gegeben hat, jetzt heißt es Vollgas und „richtig machen“.
Dass ihr es könnt, steht noch nicht in Frage, aber das Wort der Stunde heißt tun. Eine Beobachtung In Innsbruck stieß ich zu meiner Verblüffung als Historiker auf die Moltkestraße. Moltke war Generalstabschef des preußischen Heeres, der Österreich 1866 in der Schlacht von Königgrätz eine verheerende Niederlage zufügte. Sie beendete die historische Stellung Österreichs als Führungsmacht in Deutschland, führte zur Einigung der deutschen Staaten unter der Dominanz des militaristischen Preußens an Stelle einer großdeutschen Lösung unter der Ägide des humanitären Österreich, zum Verlust Venetiens mit Venedig, Anfang vom Ende der k. k.(!) Monarchie. Was hatte Moltke posthum mit Tirol zu schaffen?
Es handelt sich um ein Relikt aus der Zeit des Reichsgaus TirolVorarlberg (Auskunft Stadtarchiv). Der Todfeind Österreichs als ein Leitbild für die Ostmärker. Keine Staatsaffäre, aber eine in Stein gemeißelte Provokation, die 73 Jahre nach dem NS-Alptraum einer Zusatztafel bedarf, als einer Fußnote der Geschichte der „Ostmark“im Dritten Reich.