Nonnen schlagen US-Waffenkonzern
USA. Religiöse Gruppen setzen sich in der Hauptversammlung von Sturm, Ruger & Co. durch: Die Waffenschmiede muss für Transparenz sorgen.
Transparenz. Die „Sisters of the Holy Names of Jesus und Mary“sorgten bei der Hauptversammlung des US-Waffenkonzerns Sturm, Ruger & Co. für Aufsehen. Ihr Antrag auf mehr Transparenz wurde von der Mehrheit der Aktionäre unterstützt.
Wien/Washington. Das Phänomen ist bekannt: Hartnäckige Aktivisten machen den Managern von börsennotierten Unternehmen das Leben schwer und zwingen zu Änderungen in der Strategie. Aber dieses Szenario ist neu: Nonnen, die sich in einer Hauptversammlung gegen einen der größten US-Waffenkonzerne durchsetzen. Vor zwei Jahren fingen die frommen Frauen damit an, Aktien von Sturm, Ruger & Co. zu kaufen.
Bei der Hauptversammlung diese Woche hatten die „Sisters of the Holy Names of Jesus and Mary“und andere religiöse Aktivistengruppen gegen Waffengewalt dann ihren großen Auftritt. Ihr Antrag fand eine Mehrheit: Die Waffenschmiede muss für mehr Transparenz sorgen.
Sie soll in einem Bericht erklären, ob es Pläne gibt, sicherere Produkte zu entwickeln (wie „Smart Guns“, die per Fingerabdruck entsperrt werden). Zudem muss sie offenlegen, wie sie auf Zwischenfälle reagiert, etwa das Massaker eines Amokläufers, bei dem ihre Produkte eine Rolle spielen.
Rückenwind bekamen die Waffengegnerinnen in der Kutte durch eine Protestwelle: Nach dem Parkland-Massaker, bei dem im Februar 17 Menschen an einer High School im US-Bundesstaat Florida erschossen wurden, ist die US-Waffenindustrie stark unter Druck geraten. Darauf haben auch Investoren, Fondsgesellschaften und Banken reagiert. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock etwa, der auch größter Aktionär bei Ruger ist, unterstützte den Antrag der Nonnen und kündigte seinerseits eine Reihe von waffenfreien Anlageprodukten an. Auch große Geldhäuser wie Bank of America und Citigroup gaben Maßnahmen gegen Waffengewalt bekannt.
Aber die US-Waffenlobby ist stark und wehrt sich nach Kräften. Das zeigt sich auch an der Reaktion von Ruger. Für das Unternehmen ist das Votum, gegen das es wochenlang Stimmung gemacht hatte, eine Niederlage. Konzernchef Christopher Killoy macht aus seiner Abneigung auch keinen Hehl: „Der Vorschlag kann nicht ändern, was Ruger ist und wofür wir stehen.“Er spricht von „fehlgeleiteten Prinzipien“von Gruppen, die keine Waffen besäßen und am liebsten hätten, dass Ruger sein Geschäft aufgebe. Seinen Platz im Himmel hat er sich mit diesem Statement nicht gesichert.