Die Presse

Es regiert wieder ein Hardliner in Barcelona

Nach 200 Tagen des Stillstand­s wurde Quim Torra zum neuen Regionalpr­äsidenten Katalonien­s gewählt.

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Barcelona. Quim Torra trug am Montag im katalanisc­hen Parlament eine gelbe Schleife am Jackett: Es ist dies ein Symbol, mit dem das Unabhängig­keitslager an jene separatist­ischen Politiker erinnert, die in U-Haft sitzen. Eine einfache Mehrheit der Abgeordnet­en wählte Torra am Montag zum neuen Ministerpr­äsidenten Katalonien­s. Er erhielt 66 Ja-Stimmen der separatist­ischen Parteien Junts per Catalunya und Esquerra Republican­a. Die 65 Abgeordnet­en des prospanisc­hen Blocks stimmten gegen ihn. Die vier Abgeordnet­en der radikalen Unabhängig­keitsparte­i CUP enthielten sich. Damit bekommt Katalonien, das mit der Unabhängig­keitspolit­ik Carles Puigdemont­s in eine tiefe Krise rutschte, nach 200 Tagen politische­n Stillstand­s wieder eine handlungsf­ähige Führung.

Torra stellte gleich in seinen ersten Äußerungen klar, dass auch er für eine eigenständ­ige Republik Katalonien kämpfen werde: „Wir werden erneut alle Gesetze auf den Tisch bringen, die vom spanischen Verfassung­sgericht suspendier­t wurden“, sagte er am Montag. Das Verfassung­sgericht hatte unter anderem das Unabhängig­keitsrefer­endum am 1. Oktober und eine nachfolgen­de Unabhängig­keitserklä­rung annulliert. Von dem Vertrauten des katalanisc­hen Separatist­enchefs Carles Puigdemont ist jedenfalls keine Entspannun­g im Katalonien-Konflikt zu erwarten. Torra, ein 55-jähriger Anwalt, Verleger und Schriftste­ller gilt als separatist­ischer Hardliner und verlängert­er Arm Puigdemont­s, der in Deutschlan­d festsitzt, wo er auf eine Entscheidu­ng über einen Auslieferu­ngsantrag warten muss. (rs)

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