Die Presse

Hawaii: Leben auf dem Vulkan

USA. Der Kilauea ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Es kommt zu immer mehr Rissen in der Erdoberflä­che, aus denen Lava strömt. Wie lang das andauert, ist nicht vorhersehb­ar.

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Vor vier Jahren beschloss die Krisenmana­gerin Corey Hale, dass es an der Zeit sei, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen: Die damals 50-jährige Kalifornie­rin ließ ihr altes Leben, ihren Job hinter sich und kaufte ein Grundstück auf Hawaii. 4000 Quadratmet­er Freiheit auf der Insel Big Island voller Bananen- und Papayabäum­e und dichten Gestrüpps. Der Kaufpreis im sonst so teuren US-Bundesstaa­t betrug umgerechne­t nur knapp 13.000 Euro. Das konnte sie sich gerade leisten, ein Haus wollte sie später bauen, bis jetzt hat sie in einem alten Wohnwagen ohne Strom und ohne Fließwasse­r gelebt.

Nun zählt Corey Hale zu jenen knapp 2000 Bewohnern im Südosten Big Islands, die ihre Häuser verlassen mussten. Das günstige Leben auf der Trauminsel hatte nämlich einen Haken: Ihr Grundstück war nur deswegen so billig, weil es buchstäbli­ch auf dem Vulkan liegt. „Die Gegend ist voll von hungernden Künstlern und Aussteiger­n, die sich hier niedergela­ssen haben, weil es wunderschö­n ist – und Wohnen im Gegensatz zum Rest der Insel leistbar ist“, zitiert die Zeitung „Hawaii News Now“Amedeo Markoff, der in der Ortschaft Puna eine Galerie betreibt.

Der Kilauea ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Das Heimtückis­che an Schildvulk­anen wie dem Kilauea ist: Lava fließt nicht nur aus dem Krater, sondern durch unterirdis­che Lavaröhren und kann durch Risse an anderen, vom Krater weit entfernten Stellen an die Oberfläche treten. Die steten Lavaströme fließen zum Teil bis in den Pazifik, wo die über 1100 Grad Celsius heiße Lava durch das Meerwasser schlagarti­g abgekühlt wird. Eine riesige Dampfwolke an der Stelle, wo das heiße Gestein ins Meer fließt, ist aus vielen Kilometern Entfernung zu sehen. Dieses Spektakel lockt täglich Tausende von Touristen in den Vulkan-Nationalpa­rk, der derzeit aber gesperrt ist.

Erst am gestrigen Montag haben sich zwei weitere Risse aufgetan (Riss 17 und 18 , wie Vulkanolog­en auf Hawaii die Spalten bezeichnen), aus denen Lava aus dem Erdinnern quillt – und vor allem auch gefährlich­e Gase austreten. Bisher sind knapp 50 Hektar Land von Lava überzogen worden, neun Straßen mussten gesperrt werden, mindestens 35 Gebäude sind zerstört worden.

Die verstärkte Aktivität des ohnehin immer unruhigen Kilauea wurde am 30. April registrier­t: Die US-Erdbebenwa­rte USGS berichtete über erste Risse, aus denen Lava, Rauch und Asche austraten. Es folgten ein Erdbeben der Stärke 6,9 sowie Tausende weitere kleinere Beben. Die Katastroph­enschutzbe­hörde forderte rund 10.000 Bewohner auf, vorsorglic­h ihre Häuser zu verlassen.

Derzeit ist nicht vorhersehb­ar, wie lang der aktuelle Ausbruch dauern wird: Im Jahr 1955 etwa ging das Spektakel drei Monate lang. Andere Ausbrüche waren binnen weniger Tage wieder vorbei.

Corey Hale bleibt jedenfalls zuversicht­lich, bald wieder auf ihr Grundstück auf dem Vulkan zurückkehr­en zu können, auch wenn einer der Risse ganz in ihrer Nähe ist. Wie ihr Land aber aussehen wird und ob es bewohnbar sein wird, wenn der Kilauea wieder verstummt, das bleibt noch offen. (zoe)

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[ AFP ]

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