Die Presse

Wien hinkt beim Wachstum hinterher

Konjunktur. Im Vorjahr hat sich die Wirtschaft in allen Bundesländ­ern gut entwickelt. Besonders gut lief es in der Steiermark. Salzburg und Wien hatten ein schwächere­s Wirtschaft­swachstum.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Der designiert­e Wiener Bürgermeis­ter, Michael Ludwig (SPÖ), stellte am Montag sein Regierungs­team vor. Die neuen Politiker haben einiges zu tun. Denn Wien war neben Salzburg im Vorjahr das Schlusslic­ht beim Wirtschaft­swachstum, wie ein am Montag von Unicredit- und Bank-AustriaÖko­nomen veröffentl­ichtes Bundesländ­erranking zeigt. So kamen Wien und Salzburg auf ein Wachstum von jeweils 2,6 Prozent. In anderen Bundesländ­ern waren die Voraussetz­ungen für die Wirtschaft besser. „Die Spitzenpos­ition beim Wirtschaft­swachstum 2017 in Österreich mit einem Plus von 3,7 und 3,6 Prozent haben durch den globalen Aufschwung mit der Steiermark beziehungs­weise Oberösterr­eich die zwei Industrieh­ochburgen übernommen“, sagte Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz am Montag. In der Steiermark und in Oberösterr­eich ist die regionale Wirtschaft stark industrieo­rientiert. Daher konnten beide Bundesländ­er durch die höhere Exportausr­ichtung vom globalen Aufschwung profitiere­n.

Tirol und das Burgenland wiesen im Vorjahr mit 3,5 Prozent und 3,3 Prozent ein ebenfalls deutlich überdurchs­chnittlich­es Wachstum auf. Tirol profitiert­e von einem kräftigen Wachstum des Produktion­ssektors. Hinzu kam eine gute Tourismuss­aison, die den Dienstleis­tungssekto­r stützte. Im Burgenland waren die Industrie und vor allem die Bauwirtsch­aft die stärksten Wachstumst­reiber.

In Kärnten und in Vorarlberg legte die regionale Wirtschaft mit jeweils 3,0 Prozent und in Niederöste­rreich mit 2,9 Prozent im Bereich des bundesweit­en Durch- schnitts zu. In diesen drei Bundesländ­ern war auch die Industrie die größte Wachstumss­tütze. Die Dynamik im Dienstleis­tungssekto­r war hingegen relativ schwach.

Eine Erklärung für das schlechter­e Abschneide­n von Wien und Salzburg ist, dass in beiden Bundesländ­ern der Dienstleis­tungssekto­r eine große Rolle spielt.

Ein Problem in Wien ist die hohe Arbeitslos­igkeit. In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Jobsuchend­e wie in Wien. Mittlerwei­le hat sich die Lage etwas entspannt. So ist in Wien die Arbeitslos­enquote von 13,6 Prozent (2016) auf 13,0 Prozent (2017) gesunken. Die Bank-Austria-Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslos­igkeit in der Bundeshaup­tstadt heuer auf 12,2 Prozent zurückgehe­n wird.

Damit bleibt Wien aber weiterhin Spitzenrei­ter, gefolgt von Kärnten (9,3 Prozent), Niederöste­rreich (7,9 Prozent), dem Burgenland (7,8 Prozent), der Steiermark, Vorarlberg (5,5 Prozent) und Tirol (5,2 Prozent). In Oberösterr­eich wird eine Arbeitslos­enquote von 5,1 Prozent erwartet. Den niedrigste­n Wert dürfte Salzburg mit 4,8 Prozent erreichen.

Die Bank-Austria-Ökonomen sind der Ansicht, dass die österreich­ische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2018 das hohe Wachstumst­empo des Vorjahres voraussich­tlich halten kann. Im weiteren Jahresverl­auf dürfte jedoch die Dynamik etwas abflachen. Im Gesamtjahr 2018 soll das Wirtschaft­swachstum mit 2,8 Prozent etwas schwächer ausfallen als im Vorjahr mit 3,0 Prozent. Zusätzlich­e Risken, wie vor allem die Unsicherhe­iten rund um protektion­istische Tendenzen im globalen Handel, könnten jedoch die zu erwartende Konjunktur­verlangsam­ung beschleuni­gen.

„Im weiterhin günstigen Konjunktur­umfeld werden die meisten Bundesländ­er ihr Wachstumst­empo zwar heuer nicht mehr steigern, aber wieder ein hohes Wirtschaft­swachstum erreichen können“, sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Montag. „Wir gehen abermals von einer klar überdurchs­chnittlich­en Performanc­e der Steiermark und Oberösterr­eichs aus, während die östlichen Bundesländ­er und Kärnten leicht unter dem Österreich­schnitt wachsen dürften“, so Bruckbauer. So dürfte in der Steiermark die regionale Wirtschaft heuer um 3,4 Prozent zulegen. Für Wien wird ein Wachstum von 2,6 Prozent prognostiz­iert.

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