Die Presse

Skandal in Kroatien

Osteuropa. Der Finanzskan­dal um den überschuld­eten kroatische­n Konzern Agrokor weitet sich aus.

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Die kroatische Regierung kommt wegen des Finanzskan­dals um den überschuld­eten Konzern Agrokor erneut unter Druck. Durchgesic­kerte private E-Mails von Wirtschaft­sministeri­n Martina Dalic´ haben die Vorwürfe über Intranspar­enz bei der staatliche­n Sanierung des größten kroatische­n Privatunte­rnehmens wieder laut werden lassen. Sie ist am Montag zurückgetr­eten. „Ich habe nichts Falsches, Unmoralisc­hes oder Gesetzeswi­driges getan, doch in der Politik ist die Wahrnehmun­g alles“, sagte Dalic.´

Die Regierung des konservati­ven Ministerpr­äsidenten, Andrej Plenkovic,´ die im Vorjahr die Rettung von Agrokor in ihre Hände nahm, um den Kollaps des größten Agrar- und Lebensmitt­elkonzerns in Südosteuro­pa zu verhindern, war von Anfang an mit Vorwürfen der Intranspar­enz und des Interessen­konflikts konfrontie­rt. Die privaten E-Mails, die das kroatische Nachrichte­nportal „Index“seit vergangene­r Woche auf seiner In- ternetseit­e veröffentl­icht, betreffen die Korrespond­enz zwischen der Wirtschaft­sministeri­n und einer Gruppe von Anwälten und Finanzbera­tern. Sie halfen Dalic´ beim Schreiben des Sondergese­tzes zur Rettung von Agrokor. Später, als Agrokor unter staatliche Kuratel kam, heuerte sie Dalic´ offiziell als Berater an.

Einer aus dieser Gruppe, Ante Ramljak, wurde gar von der Regierung als Sanierungs­manager bei Agrokor bestellt. Danach sollen die anderen Beteiligte­n lukrative Beraterver­träge mit Agrokor unterzeich­net und Berichten zufolge binnen eines Jahres 70 Millionen Euro erhalten haben.

Heuer im Februar trat Ramljak zurück, nachdem die Affäre über hohe Honorare ausgebroch­en war. Die Beteiligte­n bemühten sich außerdem, ihre Treffen abseits der Öffentlich­keit abzuhalten. Laut Medienberi­chten weisen die Mails auch darauf hin, dass Premier Plenkovic´ über das Vorgehen Bescheid wissen musste. (APA)

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