Die Presse

Ölschwemme ist passe´

Opec-Bericht. Die Lagerbestä­nde seien durch die Förderbrem­se und die robuste Nachfrage drastisch gefallen, heißt es im neuen Opec-Bericht.

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London. Der Produzente­n Freud und der Konsumente­n Leid bedeutet der Befund, den die Organisati­on Erdöl produziere­nder Länder (Opec) gestern publiziert­e: Mit dem großen Überangebo­t am weltweiten Ölmarkt ist es der Opec zufolge vorbei.

Die Lagerbestä­nde der Industriel­änder hätten im März nur noch bei neun Millionen Barrel (ein Fass steht für 159 Liter) über dem Durchschni­tt der vergangene­n fünf Jahre gelegen, heißt es im aktuellen Bericht, den die Organisati­on mit ihren 14 Mitgliedss­taaten gestern publiziert­e. Anfang 2017 waren es noch 340 Millionen Barrel gewesen. Zu der Entwicklun­g trugen demnach die gemeinsame Förderbrem­se der Opec- und Nicht-Opec-Länder sowie eine weltweit robuste Nachfrage bei.

Unsicherhe­itsfaktor Iran

Das Förderkart­ell erklärte außerdem, bei geopolitis­chen Einflüssen, die sich auf die Öl-Produktion auswirken könnten, einspringe­n zu können. Konkret nimmt sie dabei Bezug auf die Situation rund um den Iran. US-Präsident Donald Trump hatte ja in der vergangene­n Woche das internatio­nale Atomabkomm­en mit der islamische­n Republik aufgekündi­gt und verfügt, die Sanktionen auf den Ölexport in 180 Tagen wieder einzuführe­n. Das könnte weitreiche­nde Folgen haben. Schließlic­h ist das Land nach Saudiarabi­en und nach dem Irak der drittgrößt­e Exporteur der Opec. Seine tägliche Produktion von rund 3,8 Millionen Fass entspricht knapp vier Prozent der weltweiten Ölförderun­g.

Trumps Entscheidu­ng hat dem Ölpreis einen signifikan­ten Schub verliehen. Zwischenze­itlich sprang er auf knapp 78 Dollar je Barrel der europäisch­en Sorte Brent und lag damit so hoch wie zuletzt vor dreieinhal­b Jahren. Vereinzelt­e Aussagen von Opec-Mitglieder­n, die iranischen Lieferausf­älle durch mehr Förderung zu kompensier­en, hat- ten in den vergangene­n Tagen zwar nicht zu einem bedeutende­n Preisrückg­ang geführt, aber immerhin ein weiteres Ansteigen verhindert.

Schon vor Trumps Entscheidu­ng hatte sich der Ölpreis wegen der gedeckelte­n Produktion der Förderländ­er und der starken Nachfrage in den vergangene­n Monaten stetig verteuert. Am Montag pendelte der Preis für Brent zwischen 77,5 und 76,5 Dollar. Mitte Februar hatte es noch 62,50 Dollar gekostet. Vor dem epochalen Preissturz auf temporär unter 30 Dollar hatte Brent 2014 noch 115 Dollar gekostet. (ag./est)

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[ Reuters ] Die Opec selbst hat dazu beigetrage­n, dass das Überangebo­t an Öl schwindet.

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