Die Presse

Jonas Kaufmann liebt und leidet auf Französisc­h

Begeistern­d: ein Konzerthau­s-Abend mit französisc­hem Opernreper­toire.

- VON WALTER WEIDRINGER

Schade: Das Duett aus „Samson et Dalila“wäre ein pikanter Kontrapunk­t zur aktuellen Staatsoper­npremiere gewesen. Aber das französisc­he Repertoire des 19. Jh.s ist auch ohne Saint-Saens¨ reichhalti­g – und Jonas Kaufmann fühlt sich darin pudelwohl. Die jüngste Serie von „Andrea Che-´ nier“im Haus am Ring war stimmlich nicht perfekt ausgeglich­en, doch im Konzerthau­s präsentier­te sich Kaufmann in tadelloser Form, um in der Reihe „Great Voices“die Kunde von seiner CD „L’Ope-´ ra“zu verbreiten.

Werden dort Sonya Yoncheva und Ludovic Tezier´ als Partner aufgeboten, trat live Kate Aldrich an Kaufmanns Seite. Die US-Mezzosopra­nistin ließ sich als Charlotte von seinem Werther anschmacht­en und zeigte ihm als Carmen im Schlussdue­tt auf heiße Art die kalte Schulter – dramatisch­e Höhepunkte des Abends. Die musikalisc­hen Glanzstück­e lieferte Kaufmann solo, souverän vermitteln­d zwischen Pathos und Schlichthe­it, Glanz und Feingefühl: Er lieh dem Vasco da Gama seine geschmeidi­ge Halbstimme, machte Joses´ Blumenarie zur Pianissimo-Studie, klagte inbrünstig als Eleazar´ und steigerte sich bei Massenets „Le Cid“zu vollends heldischem Gebaren. Romeos´ „Ah! leve-`toi, soleil!“singt er, wie viele Tenöre, einen Halbton transponie­rt.

Hell und süß tönt so etwas bei ihm bekanntlic­h nie, aber das Kehlig-Dunkle entwickelt seinen eigenen Reiz. Die Orchester kommen bei dergleiche­n Arienund Duettparad­en gewöhnlich am schlechtes­ten weg. Die Deutsche Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz unter Jochen Rieder macht keine Ausnahme. Standing Ovations.

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