Jonas Kaufmann liebt und leidet auf Französisch
Begeisternd: ein Konzerthaus-Abend mit französischem Opernrepertoire.
Schade: Das Duett aus „Samson et Dalila“wäre ein pikanter Kontrapunkt zur aktuellen Staatsopernpremiere gewesen. Aber das französische Repertoire des 19. Jh.s ist auch ohne Saint-Saens¨ reichhaltig – und Jonas Kaufmann fühlt sich darin pudelwohl. Die jüngste Serie von „Andrea Che-´ nier“im Haus am Ring war stimmlich nicht perfekt ausgeglichen, doch im Konzerthaus präsentierte sich Kaufmann in tadelloser Form, um in der Reihe „Great Voices“die Kunde von seiner CD „L’Ope-´ ra“zu verbreiten.
Werden dort Sonya Yoncheva und Ludovic Tezier´ als Partner aufgeboten, trat live Kate Aldrich an Kaufmanns Seite. Die US-Mezzosopranistin ließ sich als Charlotte von seinem Werther anschmachten und zeigte ihm als Carmen im Schlussduett auf heiße Art die kalte Schulter – dramatische Höhepunkte des Abends. Die musikalischen Glanzstücke lieferte Kaufmann solo, souverän vermittelnd zwischen Pathos und Schlichtheit, Glanz und Feingefühl: Er lieh dem Vasco da Gama seine geschmeidige Halbstimme, machte Joses´ Blumenarie zur Pianissimo-Studie, klagte inbrünstig als Eleazar´ und steigerte sich bei Massenets „Le Cid“zu vollends heldischem Gebaren. Romeos´ „Ah! leve-`toi, soleil!“singt er, wie viele Tenöre, einen Halbton transponiert.
Hell und süß tönt so etwas bei ihm bekanntlich nie, aber das Kehlig-Dunkle entwickelt seinen eigenen Reiz. Die Orchester kommen bei dergleichen Arienund Duettparaden gewöhnlich am schlechtesten weg. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Jochen Rieder macht keine Ausnahme. Standing Ovations.