Ciclismo, auf Spurensuche in Italien
Rad. Bei der 101. Auflage des Giro d’Italia schwächeln vorerst Stars wie Chris Froome, der Brite Simon Yates liegt vorn. Der Ebreichsdorfer Patrick Konrad rechnet mit dem Antritt in die Top Ten.
Zieht der Giro seine Spuren durch Italien, herrscht Radsport-Euphorie, die kaum Grenzen kennt. Es ist die Liebe der Italiener zu ihren Stars, ihren Speichenhelden, mit denen sie feiern, leiden, jubeln können. Für manche ist es wie eine Wallfahrt, ungeachtet all der Dopingschatten, die im Peloton mitrollen. Die Fans säumen Straßen oder Bergpässe, Nähe erhält beim Giro immer eine neue Dimension. Auch heuer, bei der 101. Auflage, rollen Emotionen mit. Minutiös seit 1931 begleitet von der „Gazzetta“, der Sportbibel des Landes. Deshalb hat das Trikot des Führenden (Maglia Rosa) auch diese markante Farbe.
Am Sonntag, bei der zweiten schweren Bergankunft mit der Fahrt auf den Gran Sasso (2135 Höhenmeter) setzte sich der Brite Simon Yates nach 225 Kilometern in Szene. Der 25-Jährige aus dem australischen Team MitcheltonScott war der stärkste Fahrer. Es war sein zweiter Etappensieg bei einer großen Tour, 2016 hatte er auch schon eine Etappe bei der Vuelta gewonnen. Alle anderen büßten Zeit ein und hatten daran am Montag, einem Ruhetag, schwer zu kiefeln. Ob Vorjahressieger Tom Dumoulin (NED) oder der vierfache Tour-Sieger Chris Froome (GB) – sie lagen weit zurück. Gewonnen ist aber für Yates bei seiner Giro-Premiere noch lang nichts.
Es gibt Augenblicke, in denen aber auch der Giro in Italien kurz ins Abseits rollt. Wenn etwa Juventus den siebenten Scudetto in Serie gewinnt, das 0:0 gegen AS Roma reichte dazu am Sonntag. Die Serie A aber leidet zusehends unter dieser Monotonie, im Radsport sind alle überragenden Seriensieger hingegen seltener geworden. Typen wie Pantani, Armstrong etc. Warum? Die Antwort ist bekannt.
Im Lager von Froome gab man sich alle Mühe, den bislang als „Niederlage“eingestuften Rückstand deutlich abzuschwächen. „Es bleiben noch zwei Wochen“, sagte Nicolas Portal, der sportliche Leiter des Teams Sky, entschieden sei noch gar nichts. Zudem, die nächsten vier Teilstücke sind eher flach. Erst am Wochenende geht es zurück in die Berge.
Unmittelbar vor dem Briten liegt sogar ein Österreicher. Der Ebreichsdorfer Patrick Konrad begeistert im Team Bora, büßt jedoch bei Steilpassagen immer ein bisschen Zeit ein. Konrad, der eigentlich aus einer Leichtathletikfamilie stammt, wurde 13., 38 Sekunden fehlten. Er ist Zwölfter im Gesamtklassement, nur neun Sekunden fehlen ihm auf die Top Ten. Ein Österreicher im Spitzenfeld einer großen Radrundfahrt, es ist keine Illusion.
Nach neun Etappen und 1510,7 geradelten Kilometern ist man im Bora-Team mit dem Verlauf der „Rosa Schleife“zufrieden. Ein Etappensieg, drei Podestplätze und die große Chance mit Konrad begeistern Sportdirektor Christian Pömer, der darauf geachtet hat, dass der Ruhetag in der Provinz Pescara mit Entspannung und Massagen zur Regeneration genutzt wurde.
Nicht nur Stars oder Kapitäne spielen bei Rundfahrten ihre Rollen, auch Domestiken, Edelhelfer. Wie Felix Großschartner, 24, der bei Bora die Aufgabe erfüllen soll, Formolo und Konrad zu helfen. Als Begleiter, Tempomacher, Anfahren im Sprint, Windschutz oder Taktgeber bei Bergankünften. „Ob ich 30. oder 70. auf einer Etappe werde, kratzt keinen“, erzählt der Marchtrenker. „Ich muss für die Mannschaft arbeiten.“
Insgesamt umfasst der Giro heuer 3560 Kilometer, Zielankunft ist am 27. Mai in Rom – sicherlich vor Menschenmassen. (fin) führt der Brite Simon Yates (37:37:15 Std.) im Gesamtklassement.
(Bora) ist Zwölfter, der Ebreichsdorfer hat 2:34 Minuten Rückstand. Auf die Top Ten fehlen ihm neun Sekunden. Weiters: 41. Preidler 23:29, 56. Großschartner 33:52.