Unmut über neue CasinosEigner
Glücksspiel. Die tschechische Sazka-Gruppe hat ihren Anteil an den Casinos Austria auf über 38 Prozent erhöht. Österreichs Regierung ist darüber nicht unbedingt glücklich.
Österreich ist nicht glücklich über die Beteiligung der tschechischen Szaka-Gruppe.
Und wieder sind ein paar Prozente dazu gekommen: Die tschechische SazkaGruppe hat am Dienstag ihren Anteil an den österreichischen Casinos Austria wieder einmal erhöht – diesmal von 34 auf 38,2 Prozent. Die nun erworbenen Anteile hatten einst der Kirchenbank Schelhammer & Schattera gehört. Jetzt sind sie im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung, die gestern einberufen worden war, an die Tschechen übergegangen. Klingt reichlich unspektakulär, und die Hauptversammlung dauerte auch nur wenige Minuten. Und doch: Es gab dort durchaus Misstöne. Denn die im Finanzministerium angesiedelte staatliche Beteiligungsholding Öbib, die 33 Prozent an den Casinos hält, hat der Transaktion nur zähneknirschend zugestimmt. Verhindern konnte sie den Deal nicht, weil sie keine Mehrheit hinter sich hatte. Doch sie gab ausdrücklich Kritik an den Tschechen zu Protokoll – sozusagen als Fingerzeig. Die Republik Österreich sieht nämlich die Umtriebe der Tschechen mit wachsendem Unbehagen.
Das zeigte sich bereits vor wenigen Monaten: Damals war für den 26. Februar eine außerordentliche Hauptversammlung zum selben Zweck einberufen worden – nur wenige Tage zuvor hatte Finanzminister Hartwig Löger als Eigentümervertreter den Termin kurzerhand abgesagt. Doch diese Strategie lässt sich auf Dauer nicht aufrechterhalten, das war im Ministerium wohl allen bewusst. Jetzt hat man das Misstrauen gegenüber den Tschechen eben subtiler zum Ausdruck gebracht.
Doch woher rührt der Argwohn? Einfache Antwort: Weil den Österreichern mittlerweile nicht ganz klar ist, was die Tschechen mit ihrem Investment bei den Casinos Austria eigentlich bezwecken.
Nicht eben vertrauensfördernd ist das Faktum, dass die beiden Milliardäre, die hinter Sazka stehen, Karel Komarek und Jiri
Smejc, die Fäden von Liechtenstein beziehungsweise von Zypern aus ziehen. Aber wirklich misstrauisch macht viele die seltsame Eile, die die Tschechen beim Erwerb der paar Prozent Casinos-Anteile an den Tag legen: Zuerst sollte die Sache Ende Februar über die Bühne gehen, dann wurde der 15. Mai als Tag der außerordentlichen Hauptversammlung mit nur einem Tagesordnungspunkt auserkoren. Bis zur regulär stattfindenden Hauptversammlung, dem 20. Juni, konnte also offenbar nicht zugewartet werden.
Hintergrund für den merkwürdigen Zeitdruck dürften die Pläne von Sazka sein, in London an die Börse zu gehen. Dazu wäre es jedenfalls höchst opportun, einen dicken Fisch wie die Casinos Austria im Bauchladen zu haben. Um das österreichische Filetstück allerdings in der Sazka-Bilanz voll zu konsolidieren, ist die Kontrolle über die Beteiligung vonnöten.
Der Sazka-Börsengang wurde jedenfalls schon im vergangenen Herbst angekündigt – bis jetzt, Mitte Mai, sind dazu aber noch keine Schritte gesetzt worden.
Dafür anderweitige. Im vergangenen Herbst gab es sehr konkrete Pläne von Casinos-Chef Alexander Labak – er gilt als Statthalter der Tschechen –, das Auslandsgeschäft des Unternehmens zu verkaufen. Sollten da Assets versilbert werden? Gut möglich. Jedenfalls zog die österreichische Öbib die Reißleine. Und Labak musste vor wenigen Wochen offiziell bekannt geben, dass der Verkauf der Casinos Austria International abgeblasen ist. Nachsatz: Mit dem Widerstand der Republik habe das absolut nichts zu tun, vielmehr hätten die Ergebnisse des Evaluierungsprozesses dagegen gesprochen.
Wie auch immer: Vertrauensfördernd war all das bei den Österreichern keineswegs. Ebenso wenig die Pläne der Tschechen, einen vierten Vorstand in den Casinos installieren zu wollen. Neben CEO Alexander Labak und den Vorständen Bettina Glatz-Kremsner sowie Dietmar Hoscher soll (wenn es nach Sazka geht) Banker Martin
Skopek in die Führungsetage kommen. Für die Österreicher absolut indiskutabel: Denn CasinosChef Labak hat ein sogenanntes Dirimierungsrecht. Heißt: Bei Stimmengleichstand im Vorstand kann er entscheiden. Hätten die Tschechen gleich zwei Vertreter im Vorstand, wäre das für sie ein unverhältnismäßiger Machtgewinn in der Chefetage: Bei jedem Patt zwischen den beiden österreichischen und den beiden tschechischen Vertretern könnte Labak entscheiden.
Und das geht den Österreichern, mit Verlaub, nun doch zu weit.