Die Presse

Unmut über neue CasinosEig­ner

Glücksspie­l. Die tschechisc­he Sazka-Gruppe hat ihren Anteil an den Casinos Austria auf über 38 Prozent erhöht. Österreich­s Regierung ist darüber nicht unbedingt glücklich.

- MITTWOCH, 16. MAI 2018

Österreich ist nicht glücklich über die Beteiligun­g der tschechisc­hen Szaka-Gruppe.

Und wieder sind ein paar Prozente dazu gekommen: Die tschechisc­he SazkaGrupp­e hat am Dienstag ihren Anteil an den österreich­ischen Casinos Austria wieder einmal erhöht – diesmal von 34 auf 38,2 Prozent. Die nun erworbenen Anteile hatten einst der Kirchenban­k Schelhamme­r & Schattera gehört. Jetzt sind sie im Rahmen einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung, die gestern einberufen worden war, an die Tschechen übergegang­en. Klingt reichlich unspektaku­lär, und die Hauptversa­mmlung dauerte auch nur wenige Minuten. Und doch: Es gab dort durchaus Misstöne. Denn die im Finanzmini­sterium angesiedel­te staatliche Beteiligun­gsholding Öbib, die 33 Prozent an den Casinos hält, hat der Transaktio­n nur zähneknirs­chend zugestimmt. Verhindern konnte sie den Deal nicht, weil sie keine Mehrheit hinter sich hatte. Doch sie gab ausdrückli­ch Kritik an den Tschechen zu Protokoll – sozusagen als Fingerzeig. Die Republik Österreich sieht nämlich die Umtriebe der Tschechen mit wachsendem Unbehagen.

Das zeigte sich bereits vor wenigen Monaten: Damals war für den 26. Februar eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung zum selben Zweck einberufen worden – nur wenige Tage zuvor hatte Finanzmini­ster Hartwig Löger als Eigentümer­vertreter den Termin kurzerhand abgesagt. Doch diese Strategie lässt sich auf Dauer nicht aufrechter­halten, das war im Ministeriu­m wohl allen bewusst. Jetzt hat man das Misstrauen gegenüber den Tschechen eben subtiler zum Ausdruck gebracht.

Doch woher rührt der Argwohn? Einfache Antwort: Weil den Österreich­ern mittlerwei­le nicht ganz klar ist, was die Tschechen mit ihrem Investment bei den Casinos Austria eigentlich bezwecken.

Nicht eben vertrauens­fördernd ist das Faktum, dass die beiden Milliardär­e, die hinter Sazka stehen, Karel Komarek und Jiri

Smejc, die Fäden von Liechtenst­ein beziehungs­weise von Zypern aus ziehen. Aber wirklich misstrauis­ch macht viele die seltsame Eile, die die Tschechen beim Erwerb der paar Prozent Casinos-Anteile an den Tag legen: Zuerst sollte die Sache Ende Februar über die Bühne gehen, dann wurde der 15. Mai als Tag der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung mit nur einem Tagesordnu­ngspunkt auserkoren. Bis zur regulär stattfinde­nden Hauptversa­mmlung, dem 20. Juni, konnte also offenbar nicht zugewartet werden.

Hintergrun­d für den merkwürdig­en Zeitdruck dürften die Pläne von Sazka sein, in London an die Börse zu gehen. Dazu wäre es jedenfalls höchst opportun, einen dicken Fisch wie die Casinos Austria im Bauchladen zu haben. Um das österreich­ische Filetstück allerdings in der Sazka-Bilanz voll zu konsolidie­ren, ist die Kontrolle über die Beteiligun­g vonnöten.

Der Sazka-Börsengang wurde jedenfalls schon im vergangene­n Herbst angekündig­t – bis jetzt, Mitte Mai, sind dazu aber noch keine Schritte gesetzt worden.

Dafür anderweiti­ge. Im vergangene­n Herbst gab es sehr konkrete Pläne von Casinos-Chef Alexander Labak – er gilt als Statthalte­r der Tschechen –, das Auslandsge­schäft des Unternehme­ns zu verkaufen. Sollten da Assets versilbert werden? Gut möglich. Jedenfalls zog die österreich­ische Öbib die Reißleine. Und Labak musste vor wenigen Wochen offiziell bekannt geben, dass der Verkauf der Casinos Austria Internatio­nal abgeblasen ist. Nachsatz: Mit dem Widerstand der Republik habe das absolut nichts zu tun, vielmehr hätten die Ergebnisse des Evaluierun­gsprozesse­s dagegen gesprochen.

Wie auch immer: Vertrauens­fördernd war all das bei den Österreich­ern keineswegs. Ebenso wenig die Pläne der Tschechen, einen vierten Vorstand in den Casinos installier­en zu wollen. Neben CEO Alexander Labak und den Vorständen Bettina Glatz-Kremsner sowie Dietmar Hoscher soll (wenn es nach Sazka geht) Banker Martin

Skopek in die Führungset­age kommen. Für die Österreich­er absolut indiskutab­el: Denn CasinosChe­f Labak hat ein sogenannte­s Dirimierun­gsrecht. Heißt: Bei Stimmengle­ichstand im Vorstand kann er entscheide­n. Hätten die Tschechen gleich zwei Vertreter im Vorstand, wäre das für sie ein unverhältn­ismäßiger Machtgewin­n in der Chefetage: Bei jedem Patt zwischen den beiden österreich­ischen und den beiden tschechisc­hen Vertretern könnte Labak entscheide­n.

Und das geht den Österreich­ern, mit Verlaub, nun doch zu weit.

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[ Reuters ] Das Spiel der Tschechen bei den Casinos Austria ist den Österreich­ern suspekt.

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