Die Presse

Ludwigs Brücke zum linken Flügel

Die Umbildung beruhigt die Situation in Wiens SPÖ – wegen Peter Hacker.

- E-Mails an: martin.stuhlpfarr­er@diepresse.com

Es ist überrasche­nd! Am Tag nach der Präsentati­on des neuen SPÖRegieru­ngsteams ist in der Wiener Partei keine Kritik zu hören. Und nichts mehr von einem Flügelkamp­f. Vielmehr gibt es ungewöhnli­ch positive Rückmeldun­gen aus dem linken Flügel, der die Fraktion von Michael Ludwig erbittert bekämpft hatte. „Die Zufriedenh­eit ist groß“, ist innerhalb dieses Flügels zu hören: „Momentan herrscht wirklich Friede.“

Auslöser der neuen Harmonie: Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien und Flüchtling­skoordinat­or unter den Stadträtin­nen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberg­er. Ihn hat Ludwig zum Gesundheit­s- und Sozialstad­trat ernannt. „Und damit eine Brücke zum linken Flügel gebaut“, ist im Rathaus zu hören. Dazu kommt: Eine Abrechnung des Ludwig-Lagers mit dem linken Parteiflüg­el ist am Montag nicht nur ausgeblieb­en – mit Hacker und Jürgen Czernohors­zky sind sogar zwei prominente Stadtratsp­osten an den linken Flügel gegangen. Und gerade Hacker gilt nicht als Konformist, sondern als streitbar, durchsetzu­ngsstark und als Manager, der offen seine Meinung sagt. Ihm traut der linke Flügel zu, eine links orientiert­e Sozialpoli­tik in Wien umzusetzen. Also eine Weiterführ­ung der WehselyFra­uenberger-Linie, zumindest in Grundzügen. So stellt sich Hacker offen gegen Wartefrist­en vor Bezug der Mindestsic­herung (für Zuziehende). Ludwig überlegt, genau das einzuführe­n.

Dass er sich mit Hacker einen Unbequemen ins Team geholt hat, hatte Ludwig bei der Präsentati­on bereits angemerkt (Stichwort: Mindestsic­herung). Bei Meinungsve­rschiedenh­eiten werde man alles intensiv besprechen und diskutiere­n, so Ludwig. Nachsatz: „Ich gehe aber davon aus, dass am Ende der Bürgermeis­ter entscheide­t.“Wobei große Konflikte ausbleiben dürften, ist Hacker doch Pragmatike­r und nicht Ideologe. Was ebenfalls (derzeit) SPÖ-intern für Ruhe sorgt: Neo-Finanzstad­trat Peter Hanke kommt im linken Flügel überrasche­nd gut an, „Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler sowieso“, so ein Vertreter dieses Flügels.

Währt der Friede dauerhaft? „Vorerst“, heißt es im linken Flügel. Falls Ludwig auf Burgenland mache, die Partei auf Niessl-Kurs bringen wolle, „dann bricht aber ein Aufstand los“.

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