Chinas Tech-Riesen befeuern Börse
Nach dem Smartphone-Hersteller Xiaomi will auch der Funkmastenbetreiber China Tower den Kapitalmarkt anzapfen. Xiaomi ist ein Tausendsassa mit 450 Produkten im Sortiment.
Stahlkugeln sausen auf das Gehäuse des Smartphones nieder. Kein Kratzer. Selbst Schläge mit einer eisernen Bratpfanne lassen das Gerät unversehrt. Diese zugegeben ungewöhnliche Präsentation des Smartphones des chinesischen Herstellers Xiaomi ist zwar schon zwei Jahre her. Sie hat sich aber bis heute bei vielen Chinesen in den Köpfen eingebrannt.
Seit Xiaomi vor zwei Jahren das erste Smartphone auf den Markt brachte, steht der Hersteller aus der südchinesischen Hightech-Metropole Shenzhen nicht nur dafür, Geräte herzustellen, die es technisch als auch vom Design mit Apples iPhone oder Samsungs Galaxy aufnehmen können. Xiaomi-Gründer Lei Jun gelang es, einen ähnlichen Kult um seine Geräte zu schaffen wie Steve Jobs bei Apple. Jeder Präsentation von Xiaomi fiebern Chinesen und inzwischen Fans weltweit entgegen.
Nun geht Xiaomi in Hongkong an die Börse, Gerüchten zufolge schon im Juni. Bis zu zehn Mrd. Dollar will Lei einnehmen. Sollte das gelingen, wäre das der größte Börsengang eines chinesischen Unternehmens seit Alibabas spektakulärem Initial Public Offering (IPO) 2014. Das hatte ein Volumen von mehr als 25 Mrd. Dollar.
Nach Xiaomi steht schon der nächste Konzern in den Startlöchern: der Mobilfunkmastenbetreiber China Tower beantragte am Montag das Listing in Hongkong. Die Emission soll nach dem Sommer erfolgen. Finanzkreisen zufolge soll China Tower ebenfalls rund zehn Mrd. Dollar bringen. Das Unternehmen betreibt 1,9 Millionen Masten. Haupteigentümer sind die Mobilfunker China Mobile, China Telecom und China Unicom.
Während China Tower an der Börse rund 40 Mrd. Dollar schwer wäre, könnte Xiaomi mit 80 bis 100 Mrd. Dollar bewertet werden. Xiaomi wäre damit Chinas dritt- größter Technologiekonzern, hinter Alibaba und Tencent.
Xiaomi-Smartphones punkten nicht nur mit einer ausgefeilten Technologie, sondern auch mit edler Verarbeitung. „Kein anderes Smartphone hatte bis dato so wenig Rahmen rund um das Display wie das der Chinesen“, urteilt die Branchenplattform Aeromobile. Das aktuelle Modell Mi Mix 2S verfügt über eine garantiert kratzfeste Keramikoberfläche. Zudem sind Smartphones von Xiaomi viel billliger als ein iPhone. Die Preise liegen zwischen 80 und 600 Dollar.
In Europa war Xiaomi, was übersetzt „Hirse“heißt, bislang nur Insidern ein Begriff. Die Geräte mit dem Mi-Emblem waren in Europa online erhältlich oder auf dem Schwarzmarkt. Erst seit Kurzem gibt es in Spanien XiaomiShops. Am Donnerstag wird der erste Mi-Store Österreichs in der Shopping City Süd bei Wien eröffnet. Zudem hat Xiaomi den ersten europäischen Mobilfunker als Partner gewinnen können. Hutchinson („3“) bietet Xiaomi-Geräte in Großbritannien, Irland, Dänemark, Schweden, Österreich an.
Weltweit ist Xiaomi die Nummer vier, im ersten Quartal wurden mehr als 27 Millionen Smartphones ausgeliefert, der größte Teil in China selbst. In Asien verkauft Xiaomi aber auch Staubsaugerroboter, Luftreiniger, Fitnessarmbänder und Drohnen. Sie sind alle mit dem Smartphone steuerbar. Mehr als 450 Produkte hat Xiaomi im Sortiment. Fast 70 Prozent der Erlöse stammen von Smartphones. Allerdings sind die Margen dabei gering. Während Apple Branchenexperten zufolge rund 60 Prozent Bruttomarge erzielt, sollen es bei Xiaomi nur knapp zehn Prozent sein. Das ganz große Geschäft wittert Xiaomi daher mit eigenen Internetdienstleistungen und dem Sammeln von Daten über seine Smartgeräte.