Die Presse

Unmoralisc­hes Steuersyst­em

- 1130 Wien 8010 Graz

Wie kann Franz Schuh sagen, er sei ein Feind des Geldes, und „ich halte Geld für einen Fluch“, wenn er im gleichen Atemzug sagt: „Die schönste Zeit meines Lebens [. . .] habe ich als Stipendiat [. . .] verbracht“, also in einer Zeit, in der er Geld geschenkt bekommen hat, um damit gut leben zu können?

Schuh will offenbar nur, dass jemand anderer für ihn zahlt, damit er nicht „an die schmutzige­n Scheine“ranmuss. Und: „Noch sympathisc­her sind mir jene, die es geschafft haben, bis 40 zu arbeiten, und dann diesen Fluch, im „Dividenden muss man mit zwei Staaten teilen“, von Beate Lammer, 14. 5. Auch ich leide als Kleinanleg­er unter der unfairen Doppelbest­euerung von Dividenden­erträgen. Es ist lächerlich, dass man mit der modernen Datenverar­beitung nicht in der Lage ist, wenigstens die tatsächlic­he Höhe der ausländisc­hen Besteuerun­g, zumindest bis zur Höhe der österreich­ischen KESt von 27,5 Prozent, zu berücksich­tigen! Stattdesse­n wird ein völlig willkürlic­h festgelegt­er, natürlich viel zu niedriger Wert pauschal herangezog­en. Schließlic­h ist auch zu sagen, dass es sich bei den Dividenden österreich­ischer Unternehme­n, die an österreich­ische Aktionäre ausgezahlt werden, um einen Ertrag aus dem bereits zuvor – meist mit 25 Prozent Körperscha­ftsteuer – in Österreich versteuert­en Gewinn (!) handelt, jegliche weitere Besteuerun­g (mit 27,5 % KESt) ist deshalb eine unzulässig­e und unfaire Doppelbest­euerung.

Ich würde mir wünschen, dass Anlegersch­ützer oder andere Institutio­nen gegen diese, einigen Verfassung­sbestimmun­gen widersprec­hende und wirtschaft­sfeindlich­e Besteuerun­g endlich Klage bei den zuständige­n Gerichten erheben. Leider ist das nur ein Beispiel von vielen für das weit verbreitet­e gleichheit­swidrige, rechtlich fragwürdig­e oder auch unmoralisc­he Steuersyst­em, das man in vielen Staaten finden kann – nicht nur in Österreich.

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