Die Presse

Zusatzpens­ion ist nicht gleich Luxuspensi­on

Ein Plädoyer für den Ausbau einer modernen betrieblic­hen Altersvors­orge.

- VON ANDREAS ZAKOSTELSK­Y Andreas Zakostelsk­y ist Generaldir­ektor der VBV-Gruppe und Obmann des Fachverban­ds der Pensionska­ssen in der WKO.

Wir sollten tatsächlic­h dringend über Zusatzpens­ionen reden. Allerdings meine ich nicht die aktuelle Neiddebatt­e um die Luxuspensi­onen einiger weniger. Nein, Zusatzpens­ionen sind nicht nur für einige, jeder sollte eine haben – der Portier genauso wie der leitende Angestellt­e oder die Firmenchef­in. Aber anstatt elitärer Pensionszu­sagen für einige wenige braucht es eine moderne betrieblic­he Zusatzpens­ion für alle Österreich­erinnen und Österreich­er.

Eine Zusatzpens­ion sollte heute eine Selbstvers­tändlichke­it sein, ja ein Muss! Trotzdem wird jede Zusatzpens­ion in der medialen Auseinande­rsetzung mit einer Luxuspensi­on gleichgese­tzt. Das ist schlichtwe­g falsch. Die durchschni­ttliche Pensionska­ssen-Pension betrug im Vorjahr pro Monat 483 Euro. So viel „Luxus“sollte jeder haben können.

Fakt ist: Die Anforderun­gen an das Pensionssy­stem in Österreich steigen aufgrund von sozialen und demografis­chen Anforderun­gen ständig. Momentan ist ein Fünftel der österreich­ischen Bevölkerun­g im Pensionsal­ter über 60 Jahre, 2030 wird es schon ein Drittel sein. Und alle Prognosen gehen davon aus, dass ab 2050 nur mehr die Hälfte der Bevölkerun­g erwerbstät­ig sein wird – ungeachtet der Entwicklun­g der Digitalisi­erung.

Nehmen wir die simplen Fakten: Die durchschni­ttliche ASVG-Pension in Österreich beträgt 1107,87 Euro brutto pro Monat (Quelle: PVA 2016). Die Pensionska­ssen – die zweite Säule im Pensionssy­stem – haben 2017 eine durchschni­ttliche Pensionska­ssen-Pension von 483 Euro pro Monat ausbezahlt. Eine optimale Ergänzung zusätzlich zum staatliche­n Pensionssy­stem. Richtet man also den Scheinwerf­er nicht auf einige wenige Sonderfäll­e mit Sonderpriv­ilegien aus früheren Zeiten, sondern auf die vielen Millionen Menschen, so muss man klar für den Ausbau der Zusatzpens­ionen in Österreich als Sicherung des Wohlstands im Alter eintreten.

Eine solche Pensionska­ssen-Zusatzpens­ion bringt allen Beteiligte­n Vorteile: Der Arbeitnehm­er erhält durch die einbezahlt­en Arbeitgebe­rbeiträge in eine Pensionska­sse einen höheren Betrag als durch eine entspreche­nde Lohnerhöhu­ng. Das dadurch höhere verfügbare Einkommen in der Pension nützt ihm persönlich, und die höhere Kaufkraft der wachsenden Bevölkerun­gsgruppe der Pensionist­en stärkt Österreich­s Volkswirts­chaft und trägt dadurch auch zur Sicherung der Arbeitsplä­tze bei.

Übergeordn­etes volkswirts­chaftliche­s Ziel der Pensionska­ssen ist es, die betrieblic­he Altersvors­orge in Österreich möglichst vielen Menschen zugutekomm­en zu lassen. Schon heute sind die heimischen Pensionska­ssen der größte private Pensionsza­hler Österreich­s. Derzeit haben mehr als 925.000 Österreich­er Anspruch auf eine Zusatzpens­ion von einer Pensionska­sse. Für die nächsten Jahre streben wir eine Steigerung der Österreich­er mit Pensionska­ssenlösung auf bis zu 50 Prozent an. Auch die Bundesregi­erung hat sich im Regierungs­programm erfreulich­erweise klar für den Ausbau der betrieblic­hen Altersvors­orge in Österreich ausgesproc­hen.

Bei Betrachtun­g des Pensionssy­stems plädiere ich für eine ganzheitli­che und sachliche Betrachtun­g des Themas Zusatzpens­ion. Eine Zusatzpens­ion ist per se etwas Gutes. Sie kann für viele Bezieher zu einem wesentlich­en Einkommens­bestandtei­l werden. Vor allem dann, wenn sie die in der Realität entstehend­e Pensionslü­cke durch das rein staatliche System im Alter schließt und einen Erhalt des bestehende­n Lebensstan­dards sichert.

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