Die Presse

AUA bekommt keine neuen Flugzeuge

Luftfahrt. Um die veralteten Boeing 767 tauschen zu können, muss die AUA deutlich profitable­r werden, fordert LufthansaB­oss Carsten Spohr. Dazu muss sie weiter Kosten senken. Wenig lukrative Langstreck­en könnten wieder gestrichen werden.

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Die AUA würde gern in neue Flugzeuge investiere­n und sechs veraltete Boeings 767 austausche­n. Die Konzernmut­ter Lufthansa erlaubt das nicht. Sie hält den zuletzt erzielten AUA-Gewinn von 101 Millionen Euro für zu gering und will ein Betriebser­gebnis von zumindest 150 Millionen sehen.

Wenn man zu einem Geburtstag­sfest geladen ist, hat man normalerwe­ise ein Geschenk und auch viel Lob im Gepäck. Letzteres gab es zwar von Lufthansa-Boss Carsten Spohr, der am Dienstag zum 60. Geburtstag der Konzerntoc­hter AUA nach Wien reiste, bei der offizielle­n Feier im Beisein von viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz an der Spitze. Vor Journalist­en gab sich Spohr freilich deutlich weniger spendabel. Denn die gerade gelandete sechste Boeing 777, die die Zahl der Langstreck­enjets auf zwölf erhöht, ist schon länger beschlosse­ne Sache.

Im Gegenteil: Spohr setzte einen gehörigen Dämpfer drauf: Die schon einmal, von 2017 auf den heurigen Spätsommer verschoben­e Entscheidu­ng über den Austausch der sehr veralteten sechs Boeing 767 Langstreck­enjets komme „definitiv nicht“, wie Spohr betonte. Im Klartext: Die AUA hat zwar im Vorjahr mit 101 Mio. Euro Betriebsge­winn das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Es ist aber noch lang nicht genug, um diese Investitio­n von bis zu zwei Mrd. Euro stemmen zu können.

Ein Betriebser­gebnis von 150 Mio. Euro sei das „Mindestmaß“, wiederholt­e der scheidende AUA-Chef, Kay Kratky, seine Aussage von der Bilanzpräs­entation im März. Gute Ergebnisse müsse die AUA freilich nicht nur ein Mal, wie im hochkonjun­kturgetrie­benen Jahr 2017 schaffen: „Die neue Flotte muss auch in schlechten Jahren abgezahlt werden“, betonte Spohr.

Die Rechnung des Lufthansa-Chefs klingt simpel, hat aber schwerwieg­ende Folgen: „Schafft es die AUA, die Kosten weiter zu senken und so ihre Profitabil­ität deutlich zu verbessern, dann kann die Langstreck­enflotte auch einmal 20 Jets umfassen. Wenn das nicht gelingt, dann wird die Flotte auf fünf Flieger schrumpfen.“

Der Abstand zu den anderen Airlines lässt sich gut an Zahlen festmachen: Die Lufthansa selbst schaffte im Vorjahr eine Ergebnisma­rge von 9,89 Prozent, die Swiss sogar 11,47 Prozent. Die AUA, von Spohr im März als „schwächste Netzwerk-Airline“ge- scholten, kam auf knapp vier Prozent. Darunter liegt die Billigmark­e Eurowings mit 2,9 Prozent. Zum Vergleich: Der Erzfeind Ryanair kommt auf 23 Prozent. „Bei Eurowings haben wir auch ganz klar Wachstum vor Profitabil­ität gestellt“, erklärte Spohr. Die Expansion, auch mit zusätzlich geleasten Flugzeugen, koste Geld.

Schultersc­hluss mit der Politik

Und wie soll die AUA besser werden? „Qualität erhöhen, Kosten senken, Effizienz steigern“, lautet das Rezept Spohrs, was, wie er selbst einräumt, einfacher klingt, als es umzusetzen ist. Keine Frage, die österreich­ische Tochter habe in den vergangene­n Jahren viel aufgeholt. „Vor zehn Jahren, zum 50er, ging es darum, ob die AUA überhaupt überlebt. Jetzt geht es um das Wie.“Da sei es ein Faktum, dass die AUA ihr Potenzial noch nicht komplett ausschöpfe. Was das konkret heiße? „Wenn das Einzugsgeb­iet nicht groß genug ist, um allein daraus Wachstum zu generieren, muss man das Einzugsgeb­iet ,künstlich‘ ausweiten.“Zum einen müsse die AUA selbst ihre Qualität, ihr CharmeImag­e und ihre Gastfreund­schaft in die Waagschale werfen. Zum anderen müssten alle Verantwort­lichen – Politik, Airline, Flughafen und Luftraumko­ntrolle – ihre Kräfte bündeln und an einem Strang ziehen, um der Luftfahrt einen größeren Stellenwer­t zu geben. Ein Punkt sei die Ticketsteu­er, ein anderer die Flugsicher­ungsgebühr­en. „Das habe ich auch Bundeskanz­ler Kurz und Verkehrsmi­nister Hofer gesagt.“

Spohr verwies in diesem Zusammenha­ng auf Luftfahrtd­rehkreuze wie München, Amsterdam, Dubai, Istanbul und Panama, die florierten, obwohl sie in kleinen Ländern beheimatet seien.

Seinem Nachfolger, Alexis von Hoensbroec­h, der im Juli das Steuer übernimmt, hinterläss­t Kratky eine AUA, die nach der Sa- nierung in den vergangene­n drei Jahren wieder gewachsen ist. Mit Tokio wurde just gestern eine neue Langstreck­e wieder aufgenomme­n, im Herbst folgt Kapstadt. Allein in den USA wurden mit Chicago, Newark, Miami und Los Angeles vier neue Destinatio­nen eröffnet, in Asien kamen Shanghai und Hongkong sowie im Mittleren Osten Isfahan und Shiraz neu ins Programm. Dazu kamen die Ferienziel­e Havanna, Colombo, Mauritius und die Seychellen. Jetzt wird das Langstreck­ennetz im Hinblick auf mehr Profitabil­ität durchforst­et und „optimiert“. Ob Strecken wieder gestrichen werden, wollte Kratky nicht sagen, lukrative Ziele wolle man jedenfalls häufiger anfliegen. „Wachstum“, so Spohr, „muss man nämlich erst verdienen.“

Den neuen Tarifvertr­ag für das Bordperson­al verteidigt­e Kratky. Er koste zwar 15 bis 20 Mio. Euro, er erhöhe aber die Produktivi­tät. Das Gehaltsniv­eau liege nach wie vor unter Eurowings. (eid)

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