Die Presse

Neuer Job für Sigmar Gabriel

Deutschlan­d. Der Ex-SPD-Chef soll in den Verwaltung­srat des Konzerns Siemens Alstom einziehen. Kritiker orten ein „Gschmäckle“.

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Drei Monate nach seinem Aus als deutscher Außenminis­ter stellt Sigmar Gabriel die Weichen für ein Leben in der Privatwirt­schaft: Der Ex-SPD-Chef soll in den Verwaltung­srat des deutsch-französisc­hen Konzerns Siemens Alstom einziehen. Wie berichtet, wollen die beiden Unternehme­n noch dieses Jahr ihre Bahnsparte­n zusammensc­hließen und damit auf einen Schlag den zweitgrößt­en Zugkonzern der Welt schaffen, der ICE und TGV baut.

Gabriel hat nach eigenen Angaben die Bundesregi­erung „rechtzeiti­g“und „umfangreic­h“über sein geplantes Engagement als Mitglied des Verwaltung­srats informiert. Allerdings muss jeder Ex-Minister vor einem Engagement in der Wirtschaft ein Jahr pausieren. So schreibt es das deutsche Karenzzeit­gesetz vor. Gabriel kann daher frühestens im März 2019 in den elfköpfige­n Verwaltung­srat einziehen.

In Österreich gibt es eine solche Cooling-offPhase übrigens nicht. Gabriels Wechsel in die Privatwirt­schaft sorgte dennoch für Irritation­en. „Von Schröder nichts gelernt“, ätzte Linksparte­i-Chef Bernd Riexinger. Altkanzler Schröder, der wie Gabriel aus der ro- ten Kaderschmi­ede Niedersach­sen stammt, wird seit Jahren wegen seines Engagement­s für russische Energiekon­zerne kritisiert.

Ein solcher Aufreger ist Gabriels künftiger Job zwar nicht. Der 58-Jährige hatte jedoch 2014 als Bundeswirt­schaftsmin­ister heftig für einen Zusammensc­hluss von Alstom geworben. Damals ging es zwar um die Kraftwerks­sparten und nicht das Bahngeschä­ft. Zudem wurde nichts aus der Fusion. Für den Ko-Chef der rechten AfD, Jörg Meuthen, bleibt aber ein „fader Beigeschma­ck“. Auch die Organisati­on Lobby Control ortete am Mittwoch ein „Gschmäckle“. Die NGO drängt auf eine Abkühlphas­e von mindestens drei Jahren statt nur zwölf Monaten.

Gabriel, derzeit einfacher Bundestags­abgeordnet­er, musste im März ganz unfreiwill­ig seinen Platz am Kabinettst­isch räumen. Sein Parteifreu­nd Heiko Maas löste ihn als Außenminis­ter ab. Gabriel fiel damals seine Zeit als SPD-Chef auf den Kopf (2009 bis 2017), als das Willy-Brandt-Haus unter Gabriels Stimmungss­chwankunge­n gelitten hatte – allen voran Andrea Nahles, die sich nun als neue starke Frau in der SPD an Gabriel rächte. Am Ende halfen Außenminis­ter Gabriel auch die besten Beliebthei­tswerte nichts. (red.)

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