Die Presse

Seit Jahren weniger Geld: Alarm der Behinderte­nhelfer

FSW spart. Rückschrit­t Richtung „warm, satt, sauber“.

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Die Lebensqual­ität von 13.000 Menschen mit Behinderun­g in Wien sei in Gefahr. In WG für Menschen mit Behinderun­g könnten Betreuer gekündigt werden, Dienste entfallen, für ausreichen­de Versorgung sei nicht mehr gesorgt: Arztbesuch­e, Körperpfle­ge, Teilnahme an Veranstalt­ungen, überhaupt individuel­le Betreuung müssten eingeschrä­nkt werden, weil Geld – damit Personal – fehlt. Das könnte so weit gehen, dass Menschen mit Behinderun­g nicht wie bisher in kleinen Einheiten betreut werden. Es könnte zu einer ReHospital­isierung kommen, zu einem Ausweichen auf Pflegeheim­e, oder, dass Erwachsene wieder zuhause von ihren Eltern betreut werden müssen.

Behinderte­nhelfer schlagen Alarm: „In Wien droht ein nicht menschenre­chtskonfor­mer Rückbau in Richtung ,warm, satt, sauber‘“, so Wolfgang Waldmüller, Vorstand der IVS Wien, der Interessen­vertretung sozialer Dienstleis­tungsunter­nehmen für Menschen mit Behinderun­g. Die IVS vertritt 17 Mitglieder­organisati­o- nen, die im Auftrag der Stadt rund 60 Prozent der Betreuungs­angebote abdeckt. Und die Stadt kürzt die Mittel. Indirekt zumindest. Aus Gründen der Budgetkons­olidierung deckt der Fonds Soziales Wien, FSW, die jährlichen Kostenstei­gerungen nicht ab. 2018 wurden, so IVS-Vorstand Robert Mittermair, Kostensätz­e um ein Prozent erhöht, die reale Steigerung betrug drei Prozent. „Das klingt nach nicht viel, aber wir haben seit zehn Jahren eine unzureiche­nde Abdeckung steigender Kosten“, sagt Mittermair. In anderen Bundesländ­ern seien steigende Kosten gedeckt.

In Wien mussten die Hilfsorgan­isationen in zehn Jahren acht Prozent der Kosten sparen, in Summe 35 Mio. Euro, so Mittermair. Nun werde die Situation prekär: In Summe müssten bis Jahresende 428.000 Leistungss­tunden gespart und 440 der rund 4500 Mitarbeite­r im Behinderte­nbereich gekündigt werden, da die Kosten in diesem Segment vor allem durch Personal anfallen – und bei Mieten usw. nicht gespart werden könne. (cim)

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