Die Presse

Den Frächtern gehen die Fahrer aus

Personalma­ngel. Jedem Unternehme­n fehlen im Schnitt drei bis vier Fahrer. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Mehr als ein Viertel der Fahrer ist über 50 Jahre alt.

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Ist vielleicht ohnehin das autonome Fahren eine Lösung dieses Problems? Denn die heimischen Transportu­nternehmen haben ein großes Nachwuchsp­roblem und steuern einem massiven Fahrermang­el entgegen. Das ergab eine Umfrage der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der Wirtschaft­skammer Österreich (WKÖ) unter den Mitglieder­n. Demnach sind drei Viertel der Güterförde­rungs- und Busunterne­hmen vom Fahrermang­el betroffen. Nur ein knappes Viertel der Befragten sagte, keinen Fahrermang­el im eigenen Betrieb zu spüren. Im Durchschni­tt über alle Befragten fehlen pro Unternehme­n 3,1 Lenker im Güterbeför­derungsber­eich und 4,2 in der Bus-Branche.

Die Offene-Stellen-Quote, die den Anteil der offenen Stellen im Verhältnis zu den verfügbare­n Arbeitsplä­tzen ausweist, liegt unter den Fahrern bereits bei 9,2 Prozent und im Busbereich immerhin bei 4,9 Prozent. Die Statistik Austria zeigt über alle Wirtschaft­szweige eine Quote von 2,8 Prozent.

Ein weiterer Indikator, dass sich die Situation in den kommenden Jahren weiter verschlech­tern könnte, ist der Altersschn­itt der Lenker: Im Lkw-Bereich sind bereits mehr als zwei Drittel der Fahrer über 40 Jahre alt – ein Drittel davon ist 51 bis 60 Jahre alt. Im Autobusgew­erbe macht der Anteil der Über-50-Jährigen über 43 Prozent aus.

„In zehn Jahren werden viele der Über-50-Jährigen nicht mehr am Arbeitsmar­kt zur Verfügung stehen. Eine Lösung für diese Herausford­erung kann neben der gezielten Neuausbild­ung von jungen Arbeitskrä­ften auch die Förderung für Berufsumst­eiger darstellen“, sagt Alexander Klacska, Obmann der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der WKÖ.

Als Gründe für den Fahrermang­el führt die WKÖ an, dass durch die EU-Vorschrift­en der Zugang zum Fahrerberu­f erschwert wurde. Sie will sich dafür einsetzen, dass die neben dem jeweili- gen Führersche­in notwendige Grundquali­fikation leichter gemacht wird. Auch das Image sei verbesseru­ngswürdig, heißt es in der Kammer. Gesetzesüb­ertretunge­n bei den Lenker- und Ruhezeiten würden zu stringent geahndet. Durch den Druck werde der Job nicht attraktive­r. Ein höheres Gehalt, das Einstiegsg­ehalt liegt bei 1541 Euro ohne Diäten, würde nicht mehr Menschen in den Fahrerberu­f locken, glaubt man in der Kammer. Die KV-Gehälter werden ohnehin jährlich angehoben.

Eine Verbesseru­ng der Situation erwartet man sich durch die Ausbildung von mehr Fachkräfte­n. Derzeit bleiben den Unternehme­n nur die Möglichkei­t, Engpässe durch das bestehende Personal auszugleic­hen, Fahrer aus dem EU-Ausland zu lukrieren oder sogar auf Aufträge zu verzichten.

Auch werden längst nicht alle offenen Stellen beim Arbeitsmar­ktservice gemeldet. Aus der Umfrage wird deutlich, dass nur sechs von zehn offenen Stellen beim AMS gemeldet werden. (herbas)

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