Die Presse

„In jedem modernen Flieger ist FACC drin“

Luftfahrt. Der Hightechbe­trieb zahlt erstmals seit dem IPO Dividende. Aufträge über 5,9 Mrd. Euro sichern die Expansion.

-

Acht Milliarden Menschen werden im Jahr 2036 fliegen – doppelt so viele wie jetzt, prognostiz­iert der Weltluftfa­hrtverband IATA. Das entspricht einem durchschni­ttlichen Wachstum pro Jahr von vier bis sechs Prozent. Entspreche­nd soll der Bedarf an Flugzeugen im selben Zeitraum auf 34.900 steigen, wie Airbus und Boeing prognostiz­ieren. Jetzt kurven rund 18.000 Flieger um den Globus. Derzeit haben die beiden Konzerne 14.000 Bestellung­en in den Büchern.

Dieses positive Umfeld beflügelt den oberösterr­eichischen Flugzeugzu­lieferer FACC, der im Geschäftsj­ahr 2017/18 das beste Ergebnis der Firmengesc­hichte erreicht hat. Denn: „In jedem modernen Flugzeug steckt FACC drin“, sagte Unternehme­nschef Robert Machtlinge­r am Mittwoch.

Aber nicht nur Umsatz (plus 6,4 Prozent auf 750,7 Mio. Euro) und Nettogewin­n (von 15,2 auf 39,7 Mio. Euro) spiegeln die gute Entwicklun­g wider. Mit einem Kursplus von 194 Prozent war die FACC-Aktie im Vorjahr absoluter Spitzenrei­ter an der Wiener Börse. Heuer hat das Papier entgegen der allgemeine­n Volatilitä­t weiter zugelegt. Die Aktionäre profitiere­n zweifach, denn erstmals seit dem Börsegang zahlt die FACC auch eine Dividende – elf Cent je Aktie.

Die FACC, die mehrheitli­ch der chinesisch­en Avic gehört, ist Spezialist für leichte Faserverbu­ndstoffe, die an Tragfläche­n, Triebwerkv­erkleidung­en, dem Rumpf oder in der Kabine eingesetzt werden. Kunden sind neben Airbus und Boeing auch Embraer und Bombardier. Der größte Auftrag mit 500 Mio. Euro kam im Vorjahr von Airbus für die neue Airspace-Kabine für den Airbus A320-neo, konkret Gepäckabla­gen und Deckenpane­ele.

„Die 750 Mio. Euro Neuaufträg­e, die den Auftragsst­and auf 5,9 Mrd. Euro angehoben haben, sichern uns nicht nur die Auslastung unserer fünf Werke für die nächs- ten sechs bis sieben Jahre“, sagte Machtlinge­r. Das Ziel der Umsatzmill­iarde im Jahr 2020 sei damit realistisc­h.

Viel verspricht sich Machtlinge­r vom neuen Geschäftsf­eld Wartung und Service, das schon in zwei Jahren zehn Prozent zum Umsatz beitragen soll. Der erste Auftrag kam von AUA und Lufthansa. Ein weiteres neues Feld – „gar kein Hirngespin­st“– ist Elektromob­ilität in der Luft. Dabei gehe es um den Nahverkehr und Flüge bis zu zweieinhal­b Stunden. Da werde schon kräftig experiment­iert, die FACC kooperiert mit Boeing, Airbus und diversen Start-ups. Schon 2020 sollen etwa bei der Expo in Dubai E-Lufttaxis eingesetzt werden.

Stillstand gibt es in der technologi­egetrieben­en Branche nicht, weshalb auch die FACC kräftig in F&E sowie die Modernisie­rung der Werke investiert. Im Vorjahr waren es rund 100 Mio. Euro, heuer sind bis zu 40 Mio. Euro geplant. Allein 500 der 3400 Mitarbeite­r (davon 3120 in Österreich) arbeiten in F&E. Der in ganz Europa signifikan­te Fachkräfte­mangel treffe die FACC nicht so sehr. „Wir rekrutiere­n überall, wir haben Mitarbeite­r aus 38 Ländern, allein 800 aus Bayern.“Bis 2020 werden 700 zusätzlich­e Mitarbeite­r benötigt. (eid)

Newspapers in German

Newspapers from Austria