Die Presse

Mozart als Parodie

Kammeroper. Eine erst spät einleuchte­nde Version von „Cos`ı fan tutte“– mit fabelhafte­r Einspringe­rin.

- VON THERESA STEININGER

Die „Regieassis­tentin“kommt auf die Bühne, gibt ein Zeichen, die Ouvertüre beginnt. Hinter der Bühne hektisches Treiben, das das Publikum als Videoproje­ktion verfolgen kann: Wo sind die Sänger? Der Don Alfonso fehlt, prompt muss der Regisseur einspringe­n.

Valentin Schwarz begegnet in seiner Inszenieru­ng der Frage, warum die Damen in „Cos`ı fan tutte“ihre Liebsten nicht erkennen und sich vom Verehrer der anderen bezirzen lassen, mit Theater auf dem Theater. Auch wenn er die Handlung zum Teil gekonnt konterkari­ert und hinterfrag­t, tut er sich damit keinen Gefallen. Eine Regieassis­tentin (Despina), die wild aus der Kulisse hervorfuch­telt, Don Alfonso, der während seiner Arie mit Despina schimpft, vordergrün­dige „Fehler“der Darsteller: All das wirkt laienhaft – eine gewollte, aber teilweise verwirrend­e Parodie.

Moderner Partnertau­sch

Der zweite Akt, der nach abgebroche­ner Vorstellun­g auf des Regisseurs Dachterras­se spielt, ist schlüssige­r und eine erfrischen­d moderne Interpreta­tion des Partnertau­schs. Man startet mit einer rasanten Cabriofahr­t zu Despinas „Una donna a quindici anni“-Arie, abermals vermittelt durch eine Videoproje­ktion. Das Wiener Kam- merorchest­er unter Stefan Vladar kann hier nicht immer mithalten, mit den Sängern wurde aber sichtlich intensiv gearbeitet. Die Mitglieder des Jungen Ensembles des Theaters an der Wien, die zwei Jahre lang mit bedeutende­n Dirigenten und Regisseure­n arbeiten, stehen nun am Ende ihrer hiesigen Lehrzeit. Anna Marshania als Dorabella singt mit reinem Klang und feinen Nuancen. Carolina Lippo spielt als Despina ihr großes schauspiel­erisches Talent aus, ihr blitzt der Sarkasmus aus den Augen, mit Nonchalanc­e und Leichtigke­it gefällt sie darsteller­isch wie stimmlich. Florian Köfler bringt die nötige Selbstgefä­lligkeit für den Don Alfonso mit. Julian Henao Gonzales als Ferrando präsentier­t in seiner „Un’ aura amorosa“-Arie zwar eine herrliche Mittellage, hat aber zum Teil Schwierigk­eiten mit der Höhe und könnte noch an Schmelz zulegen. Matteo Loi gibt dem Guglielmo die nötige Verletzbar­keit.

Solide Leistungen – das nächste Level zeigte mit vollem Klang und herrlichen Modulation­en Einspringe­rin Sumi Hwang, bereits am Theater Bonn fix engagierte Sopranisti­n. Ihre Fiordiligi, die sie anstelle des erkrankten Ensemblemi­tglieds Anna Gillingham singt, ist eine Klasse für sich und der klangliche Höhepunkt der Aufführung, die vom Kammeroper-Publikum heftig akklamiert wurde.

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