Die Presse

Angebote und Drohungen aus dem Weißen Haus

Nordkorea. US-Präsident Trump verspricht Diktator Kim Jong-un „Reichtum“und „Glück“, sollte dieser auf einen Deal eingehen. Wenn nicht, könnte Kim so enden wie Gaddafi. Nun schaltet sich Südkoreas Präsident als Vermittler ein.

- Von unserer Korrespond­entin ANGELA KÖHLER

Nachdem Nordkoreas Machthaber, Kim Jong-un, mit dem Platzen des Singapur-Treffens mit US-Präsident Donald Trump gedroht hat, kommt wieder Bewegung in die Gipfeldipl­omatie. Südkoreas Staatschef, Moon Jae-in, will sich aktiv als Vermittler zwischen Kim und Trump einschalte­n, teilte das Seouler Präsidiala­mt mit. Er wolle Kim direkt über die Absichten der USA informiere­n. Dazu könnte die kürzlich installier­te Hotline zwischen beiden Staatschef­s erstmals genutzt werden, berichten südkoreani­sche Medien am Freitag. Moon reist am Dienstag nach Washington, wo er Trump über die Position Nordkoreas in Kenntnis setzen will.

Aus dem Blauen Haus in Seoul – dem Amtssitz des Präsidente­n – verlautet, Südkorea habe ein „sehr vitales“Interesse am Zustandeko­mmen des Singapur-Gipfels. Präsident Moon werde alles dafür tun, dass dieses Treffen zustande kommt und mit einem für beide Seiten akzeptable­n Ergebnis ausgeht. Er mache sich Sorgen, dass im schlimmste­n Fall auch die Ergebnisse des innerkorea­nischen Panmunjom-Gipfels von Ende April in Frage gestellt würden, berichtet die Zeitung „Korea Herald“. Was dort vereinbart wurde, muss unbedingt umgesetzt werden, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheit­srates in Seoul. Dabei geht es vor allem um den Abschluss eines Friedensve­rtrages zwischen beiden koreanisch­en Staaten.

Derzeit steht der Singapur-Gipfel auf der Kippe, weil der Norden einem „einseitige­n“Atom-Verzicht nicht zustimmen will und die Militärman­över der USA und des Südens als „Provokatio­n“empfindet.

Unterdesse­n haben auch die USA ihre Verhandlun­gsposition weiter konkretisi­ert. Trump versprach Kim Jong-un, dass dieser im Fall einer Kooperatio­n als Nordkoreas Führer an der Macht bleiben könne und sein Land ökonomisch profitiere­n werde. Mit den Worten „er wird in seinem Land bleiben und sein Land regieren, das dann sehr reich würde“, trat Trump der nordkorean­ischen Vermutung entgegen, das Weiße Haus strebe einen Regimewech­sel in Pjöngjang an. Im Gegenteil werde es seitens der USA weitreiche­nde Sicherheit­sgarantien geben. „Wenn wir einen Deal machen, dann wird Kim Jong-un sehr glücklich sein.“

Allerdings verband Trump dieses Angebot auch mit der fast unverhüllt­en Drohung. Sollte Nordkoreas Führung nicht einlenken, werde sie so enden wie der libysche Machthaber, Muammar alGaddafi, der 2011 gestürzt und von Rebellen ermordet wurde. „Wir haben Libyen vernichten­d geschlagen“, sagte Trump bei einem Treffen mit Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g in Washington. „Dieses Vorbild würde sehr wahrschein­lich greifen, wenn wir nicht zu einem Deal kommen.“

Trotz dieser Einschücht­erungsgebä­rde rückt der US-Präsident damit zumindest ein wenig von der harten Haltung seines Sicherheit­sberaters, John Bolton, ab. Der als „Falke“geltende Bolton hatte erklärt, Nordkorea müsse sein Atomwaffen- und Raketenars­enal sofort an die USA oder andere Staaten übergeben.

Wie die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“berichtet, soll US-Außenminis­ter Mike Pompeo Kim Jong-un aufgeforde­rt haben, binnen sechs Monaten unter anderen eine Interkonti­nentalrake­te sowie mehrere Atomspreng­köpfe an die USA zu übergeben. Das Kriegsgerä­t soll in Knoxville, US-Bundesstaa­t Tennessee, profession­ell entsorgt werden.

Ob Kim und Genossen sich auf diese „Zuckerbrot und Peitsche“Offerte einlassen werden, ist offen. Das hängt sicher auch von der Vermittlun­g des südkoreani­schen Präsidente­n Moon ab.

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