Die Presse

Fresenius verteidigt abgesagten Deal

Übernahme. Der Gesundheit­skonzern hatte vor, die US-Firma Akorn zu übernehmen.

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Im April hatte der deutsche Gesundheit­skonzern Fresenius den 4,4 Mrd. Euro schweren Zukauf des Generikahe­rstellers Akorn abgeblasen. Auf der gestrigen Hauptversa­mmlung des Unternehme­ns verteidigt­e Fresenius-Chef Stephan Sturm sein Vorgehen. „Die Entscheidu­ng haben wir uns zwar nicht leicht gemacht“, sagte er. Am Ende habe es aber nur die „logische Konsequenz“gegeben, die Übernahme nicht weiter zu verfolgen.

Fresenius wirft der obersten Akorn-Führung eklatanten Betrug im Zusammenha­ng mit gefälschte­n Daten in den USA vor. Akorn will die Übernahme nun juristisch durchsetze­n. Anfang Juli werden sich die beiden Unternehme­n vor Gericht wiedertref­fen

Sturm wies Vorwürfe zurück, der Konzern habe vor dem Angebot bei Akorn womöglich nicht richtig hingeschau­t. „Das war die intensivst­e Prüfung, die ich bei Fresenius erlebt habe. Sie entsprach höchsten Standards.“Die Verstöße seien in Bereichen passiert, in die Fresenius keinen Einblick haben durfte. Sturm führte dies auf die Börsennoti­erung von Akorn zurück und darauf, dass das Unternehme­n ein direkter Wettbewerb­er der Tochter Kabi sei. „Wir sind an den Rand dessen gegangen, was zulässig war. Überall dort, wo wir nicht hinschauen konnten, haben wir uns im Rahmen des Kaufvertra­gs sehr gute Absicherun­gen geben lassen.“

Das Unternehme­n ist durch Milliarden­zukäufe zu einem globalen Firmenkong­lomerat in der Gesundheit­sbranche gewachsen. Immer wieder wird Fresenius auch als Akquisitio­nsmaschine bezeichnet. Auch die Tochter Kabi, deren Nordamerik­ageschäft durch die Akorn-Übernahme hätte gestärkt werden sollen, wurde wiederholt durch Zukäufe ausgebaut. So beruht Sturm zufolge der Erfolg von Kabi in Nordamerik­a auf der 3,7 Mrd. Euro schweren Übernahme des Generikasp­ezialisten APP, mit der Kabi 2008 überhaupt erst in den US-Pharmamark­t eintrat.

Nun will Fresenius ohne Akorn sein Geschäft mit Nachahmerm­edikamente­n ausbauen. Aktionärsv­ertreter wollten vom Vorstand auch wissen, mit welchen finanziell­en Risken durch den abgesagten Akorn-Kauf zu rechnen ist. Bislang seien transaktio­nsbezogene Kosten von insgesamt 60 Mio. Euro vor Steuern angefallen, hieß es. Der Konzern muss jedoch noch prüfen, ob er Rückstellu­ngen im Zusammenha­ng mit dem Prozess bilden muss. Akorn fordert von Fresenius Schadeners­atz. (Reuters)

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