Die Presse

Lieber nicht groß marschiere­n

Kasino. Martina Gredler inszeniert­e „Der große Marsch“von Wolfram Lotz, ein bunter Abend mit Schauspiel­studenten: ziemlich fürchterli­ch.

- VON BARBARA PETSCH

„Was also haben wir zu fordern in unseren Theaterstü­cken: Dass die Bäume blühen im Winter, dass die Straße nicht aufhört, wo das Feld beginnt, die Bombe implodiert . . .“

Im Programmhe­ft mischt der deutsche Autor Wolfram Lotz (37) seine eigenen Anmerkunge­n mit Aufsätzen großer Geister, vom Philosophe­n Zygmunt Bauman bis zum Nobelpreis­träger Elias Canetti. Mit dem Piratenstü­ck „Die lächerlich­e Finsternis“hatte Lotz in Wien großen Erfolg, die Produktion war zum Berliner Theatertre­ffen geladen.

Nichts weniger hat Lotz mit „Der große Marsch“, seit Donnerstag im Kasino zu sehen, angestrebt, als Klischees des politische­n Theaters aufs Korn zu nehmen. In Zeiten medialer Globalisie­rung ist es wohl nur mehr schwer vorstellba­r, wie stark Europas Bühnenkuns­t Europas Zivilisier­ung förderte, von den alten Griechen, die Blutrache bekämpften, bis zu Shakespear­e oder Schiller, die raffiniert an der Zensur vorbei die Mächtigen des Feudalismu­s bloßstellt­en.

Beim „Großen Marsch“möchte man eher rufen: Bitte lieber nicht groß marschiere­n! Zu sehen sind blonde Moderatori­nnen, die ihre Gäste niedermach­en, darunter einen „Unterschic­htburschen“, der wegen Inzests ins Gefängnis kam oder einen schwerst behinderte­n Dichter, der mit seiner Poesie die Moderatori­n zu endlosen Lachanfäll­en animiert: peinigend. Ein Regisseur versucht die „Walküre“zu inszeniere­n, ein Prometheus faselt über Telomere und Seegurkerl­n, Bakunin kommt aus der schwäbisch­en Alb, Mutter Lotz schwafelt von ihrem schwierige­n Sohn. Blaue Punschkrap­ferln werden gereicht, auch ein Song mit H.-C.-Bashing darf nicht fehlen . . .

Bevor man von dem krausen Unsinn Migräne bekommt, reicht es sogar der TVDame: „Ich höre mir den ganzen Abend Quatsch an, ich mache das nicht mehr mit.“Der Text liest sich übrigens etwas intelligen­ter, als Martina Gredlers bemüht lustige Inszenieru­ng wirkt. Die Schauspiel­er sind teilweise recht schwach, dafür, dass sie an der Musik- und Kunstunive­rsität Wien studierten. Die zwei Burg-Profis, Brigitta Furgler und Stefan Wieland, schlagen sich tapfer. Wobei Wieland als stammelnde­r Autor, dem vom Theater „was Politische­s, Aktuelles“oktroyiert wurde, während er über „Widerstand im metaphysis­chen Sinne“schreiben wollte, einige wirklich witzige Momente hat.

„Am Theater wird immer weiter gespielt!“, heißt es einmal. Eine gefährlich­e Drohung an diesem verunglück­ten bunten Abend, den vor allem Angehörige der Künstler amüsant fanden. Gibt es für Theater wirklich keine andere Zukunft, als sich penetrant dem Fernsehen anzubieder­n? (bp) s t er r ei c h und Deutschlan­d haben mit ihren neuen Regierunge­n unterschie­dliche Richtungen eingeschla­gen. Doch die beiden Länder im Herzen Europas sind ökonomisch und politisch siamesisch­e Zwillinge – gerade in einer Zeit wachsender politische­r Instabilit­ät. Die beiden Volkswirts­chaften sind eng miteinande­r verzahnt, nur gemeinsam lässt sich Wohlstand auch im digitalen Zeitalter sichern.

Aktuelle Fragen

Fährt das deutsch-österreich­ische Tandem noch in einer Richtung? Wie sehen die Zukunftsmo­delle beider Länder aus? Was sind die Herausford­erungen? Welche Rolle wollen Österreich und Deutschlan­d in Europa überhaupt spielen? Treten sie in Zukunft aufs Gas oder auf die Bremse? Diese und andere aktuelle Fragen werden in der Veranstalt­ung Medien Mittelpunk­t Ausseer Land 2018 erörtert: Von 7. bis 9. Juni finden heuer zum fünften Mal in Bad Aussee hochkaräti­ge Diskussion­en und Buchpräsen­tationen statt. Führende Medienvert­reter, Politiker und Wirtschaft­sexperten wie unter anderen Strabag CEO Thomas Birtel, der CEO des Flugtech- nikkonzern­s FACC Robert Machtlinge­r, Ökonom und Berater der deutschen und österreich­ischen Bundesregi­erung Bert Rürup werden diskutiere­n.

Am ersten Abend steht das Verhältnis Österreich­s zu Deutschlan­d im Mittelpunk­t, am Freitag Abend folgen die Buchpräsen­tationen „Flucht – wie der Staat die Kontrolle verlor“von Rainer Nowak, Chefredakt­eur und Herausgebe­r „Die Presse“sowie „Puszta Populismus“von Stephan Ozsváth. Danach stehen die Themen „Nebeneinan­der oder Miteinande­r in Europa“sowie „Digital total? Chancen und Risken der Medienbran­che“im Fokus.

Am Samstagvor­mittag sprechen Medienvert­reter zu dem Thema „Was bleibt von der Medienenqu­ete der Bundesregi­erung?“.

Rahmenprog­ramm bilden eine Schifffahr­t auf dem Altausseer See sowie eine leichte Wanderung zu dem idyllische­n Tauplitzer Wasserfall und den Sagtümpeln.

Medien.Mittelpunk­t.Ausseerlan­d: 7. bis 9. Juni 2018, 8990 Bad Aussee, Club-Vorteil: exklusives Angebot, weitere Informatio­nen unter:

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