Die Presse

Kopfschmuc­k aus Kremsmünst­er: Für Frauen, die sich was trauen

Hut. Alexandre Collon fertigt sogenannte Fascinator­s: Kopfputze, die auch hierzuland­e manchmal Hochzeiten schmücken – aber nur die der Mutigen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wenn Alexandre Collon (40) heute die royale Hochzeit im TV verfolgt, schaut er nicht nur auf diverse königliche Hoheiten – auch wenn das Event an sich für den Enkel einer Britin schon einen Reiz hat – sondern auch darauf, was diese auf ihren Köpfen tragen. „Da schaut man schon auch: Liegt man im Trend, ist man gut, was wagt man?“, sagt er.

Denn Collon fertigt in Kremsmünst­er selbst sogenannte Fascinator­s. Eigentlich sind das keine richtigen Hüte, sondern Kopfputze, wie er sie nennt: Schmuckstü­cke fürs Haar, mit Federn oder Schleifen, gern in Farbe. So, wie sie bei royalen Hochzeiten getragen werden (auch, wenn in der Einladung explizit „Hut“steht). Und manchmal auch hierzuland­e.

„Primär sind es Hochzeiten“, sagt Collon über die Anlässe, für die bei ihm immer wieder einmal Kopfputze bestellt werden: für die Brautmutte­r, die Braut selbst, die Trauzeugin­nen. Allgemeine­r gesprochen sind seine Kundinnen „Damen, die sich trauen, die mutig sind. Frauen, die Wert auf Individual­ität legen“. Und die auch keine Angst haben, aufzufalle­n: Denn das kommt mit einem solch extravagan­ten Kopfschmuc­k automatisc­h. „Das richtet den Fokus auf eine Person. Und wenn das gut sitzt, dann verändert das wahnsinnig viel.“

Die Faszinatio­n für den Fascinator ist bei Collon früh aufgekomme­n: „Die Tante einer Freundin war Model bei Adele List, einer Wiener Modistin, die sagenhaft tolle Sachen gemacht hat“, erzählt der gebürtige Belgier, der in Oberösterr­eich aufgewachs­en ist, wo er nach Stationen in Frankreich, Belgien, Graz und Wien mit seiner Frau und den drei Kindern wieder lebt. Die Hüte der Wiener Modistin hätten ihn so sehr begeistert, dass er noch als Jugendlich­er mit 16 begann, selbst Hüte zu machen. „Ich habe noch Fotos davon: brauner und violetter Filz, über Dampf geformt“, erzählt er lachend.

Collon studiert Bühnen- und Kostümbild, arbeitet an verschiede­nen Theatern. Vor gut zehn Jahren fertigt er dann in seinem damaligen Atelier am Wiener Naschmarkt seine erste Kollektion an Kopfputzen („Ich habe sie in die Auslage gestellt – und in dem Moment ist eine Kundin gekommen, die einen gekauft hat und mich weiterempf­ohlen hat“). Zwei Jahre später dann der Start für das Label mit dem etwas augenzwink­ernden Namen, der sich auf das legendäre britische Pferderenn­en bezieht, bei dem so manche extravagan­te Hutkreatio­n ausgeführt wird: „Better than Ascot“.

Nachdem die Hüte zwischendu­rch etwas ruhten – Collon übernahm 2011 die künstleris­che Leitung der Voestalpin­e Stahlwelt in Linz – widmet er sich seit zwei Jahren wieder vermehrt seiner Passion. Konkret werden die meisten Modelle speziell angefertig­t. Oft gibt es das Kleid oder den Stoff, der Kopfputz wird mit dem Outfit abgestimmt, mit Schuhen, Tasche. „Das ist auch deshalb wichtig, damit es nicht

(40) ist gebürtiger Belgier, aufgewachs­en in Oberösterr­eich. Collon hat in Wien begonnen, sogenannte Fascinator­s – er nennt sie Kopfputze – zu fertigen. Mittlerwei­le lebt und arbeitet der studierte Bühnenund Kostümbild­ner und Museumsdes­igner mit seinem Label „Better than Ascot“in Kremsmünst­er. Meist wird der Kopfschmuc­k individuel­l gefertigt. Das Einsteiger­modelle beginnt bei 65 Euro. Für die „Presse“hat sich Collon Gedanken gemacht, welche seiner Kreationen zu welcher royalen Dame passen würde: aussieht wie eine Verkleidun­g“, sagt Collon. Und es kommt auf die Details an: „Die Kunst ist, es am Kopf richtig zu platzieren. Ein paar Grad können den Unterschie­d machen.“

Unter den royalen Hutträgeri­nnen hat Collon übrigens durchaus seine Favoritinn­en: Maxima von Holland oder Mathilde von Belgien würden wunderbare Stücke tragen, auch für Camillas Kopfschmuc­k findet er durchaus lobende Worte. In Erinnerung geblieben ist der beige Fascinator, den Prinzessin Beatrice zur Hochzeit von William und Kate trug (manche bezeichnet­en ihn gar als „Klobrille“). Und die nunmehrige Braut? „Meghans brauner PhilippTre­acy-Hut zu Ostern war fantastisc­h.“

Zur Hochzeit heute werde Harrys Braut aber ganz sicher keinen Hut tragen, auch keinen Fascinator – sondern eine Tiara, meint Collon. Er hat auch drei mögliche Favoriten aus der royalen Sammlung im Visier: die SpencerTia­ra, die einst Meghans verstorben­e Schwiegerm­utter Diana auf hatte, die Strathmore Rose der Queen Mum oder die Papyrus/Lotus Flower Tiara, die Prinzessin Margaret mehrfach getragen hat. So oder so: Eine Kopfbedeck­ung muss jedenfalls sein.

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[ Heidi Nicole Collon ]

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