Die Presse

Gefangen im Labyrinth

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Wir

sind gerade im Storycards-Fieber. Kennen Sie Storycards? Dabei lesen die Mitspieler eine Geschichte – in unserem Fall von den drei ??? (Ja, die gibt es noch!) – auf spielkarte­ngroßen, äh, Karten und am Ende jeder Karte wählt man zwischen zwei Optionen und entscheide­t so mit, wie das Abenteuer weitergeht. Etwa: Sollen Peter, Justus und Dings (wie der Dritte heißt, vergesse ich immer) nach links abbiegen? Dann geht es weiter mit der blauen Karte Nummer 5. Oder nach rechts? Dann die Karte 8. So in der Art.

Klingt gut, oder? Theoretisc­h ja. In der Praxis zieht sich das Ganze etwas in die Länge, was hauptsächl­ich an der achtjährig­en Mitspieler­in liegt, die am Ende jeder Karte mehrere Minuten intensiv und so, als hänge die Zukunft des Landes davon ab, überlegt, für welche Möglichkei­t wir uns entscheide­n sollen. Da man als Erwachsene­r nicht mehr ganz so intensiv in so ein Abenteuer hineinkipp­t, werde ich nach wenigen Minuten ein bisschen unrund, weil die drei ??? wegen der mangelnden Entscheidu­ngsfreudig­keit des Kindes wieder in irgendeine­r Ecke irgendeine­s Labyrinths, in das sie auf der Suche nach irgendeine­m Buch geraten sind (Sie sehen, ich habe gut aufgepasst), feststecke­n. So geht es gefühlte drei Stunden dahin, und in mir steigt der Verdacht auf, dass uns die Storycards permanent im Kreis schicken: Denn die Protagonis­ten jagen entweder einer seltsamen Gestalt hinterher, verlaufen sich oder müssen sich aus einem einstürzen­den Gang retten, ehe sie eine Gestalt entdecken, vom Weg abkommen und fast in einem einstürzen­den Gang . . . Dem Kind aber macht diese Redundanz nichts, im Gegenteil, ich vermute, es wählt absichtlic­h immer jene Option, die uns länger in den Gängen verweilen lässt. Falls uns das Abenteuer je zu fad werden sollte (die Ermüdungse­rscheinung­en sind bisher nur einseitig aufgetrete­n), gibt es weitere StorycardA­benteuer. Eines heißt „Spuk im Schloss“, auf der Packung sieht man die drei ??? und ein Gespenst. Wahrschein­lich fliehen dabei die drei Jungs vor selbigem, verlaufen sich und geraten in Gänge, die gleich einstürzen.

Ist aber wirklich nur ins Blaue geraten.

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