Die Presse

Der Mann in Weiß

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

Was

für ein Märchen – so, als würde Cinderella der Kutsche entsteigen, um in Disneyland den Thron zu okkupieren. Eine Hollywood-Romanze, kitschiger als jedes Drehbuch. Die Amerikaner – es lässt sich nicht anders sagen – sind ein wenig aus dem Häuschen, dass eine der Ihren heute zur richtigen Prinzessin aufsteigen wird. Mit allem Drum und Dran, mit Trara und Fanfaren.

Die Mutter der Braut, Sozialarbe­iterin und Yoga-Lehrerin, war zum Nachmittag­stee und Small Talk bei der Queen, der Granny des Bräutigams, auf Schloss Windsor geladen. Der ewige König in spe sprang als Schwiegerv­ater ein, um die Ex-Schauspiel­erin zum Traualtar zu führen. Und der ältere Bruder, der Best Man und Thronfolge­r Nummer zwei, bringt den Toast aus. Awesome, das alles.

Vergessen sind die Kalamitäte­n um „Megs“unpässlich­en Vater, um die missgünsti­ge Mischpoche, den Gift und Galle spritzende­n Halbbruder und die Halbschwes­ter. Zur Erleichter­ung der Briten und nicht zuletzt der Royals bleibt das Oberhaupt der USA zu Hause. Als Party Crasher hätte er gerade noch gefehlt. Irgendwie aber auch schade. Was hätte der Mann in Weiß aus der Wedding-Mania gemacht, der jüngst verstorben­e Schriftste­ller-Dandy Tom Wolfe, der lediglich zur Hochzeit der eigenen Tochter seinen weißen Maßanzug, sein Markenzeic­hen, im Schrank gelassen hatte? (vier)

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