Über das Reagenzglas hinaus
Zusatzkenntnisse. Ein Bachelorstudium der Chemie kann auch Wissen aus anderen Disziplinen beinhalten. Zum Beispiel Informatik, Verfahrenstechnik, Ökologie oder Englisch.
Wer sich schon in der Schule im Chemiesaal besonders wohlgefühlt hat, darf sich heutzutage über eine bunte Vielfalt an Bachelorstudien freuen – in deutscher oder englischer Sprache und an nahezu allen österreichischen Universitäten. Zu den bekanntesten Angeboten zählt das Chemiestudium an der Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU). Immerhin ist der oberösterreichische Zentralraum Österreichs größter industrieller Chemiestandort.
Das neueste Linzer Produkt ist das englischsprachige Bachelorstudium Chemistry (ab Wintersemester 2018/19). Die Weiterentwicklung des bisherigen deutschsprachigen Bachelorstudiums Technische Chemie bereitet laut Norbert Müller, Vorstand des Instituts für Organische Chemie, primär auf ein Masterstudium vor: „Die Graduierten sind zur Ausübung wissenschaftlicher Forschungstätigkeit auf internationalem Niveau und zur Übernahme von Führungspositionen in der chemischen Industrie qualifiziert.“Ent- wickelt wurden die Inhalte in enger Abstimmung mit international tätigen Betrieben der chemischen Industrie, vermittelt wird breites Fachwissen auf wissenschaftlichem Niveau in Chemie, chemischen Technologien und Verfahrenstechnik.
„Mit englischsprachigen Bachelorstudiengängen haben wir langjährige Erfahrung“, sagt Oliver Brueggemann, Vorstand des Instituts für Chemie der Polymere. „Ein Beispiel ist das Bachelorstudium Biological Chemistry. Es wurde mit EU-Unterstützung als grenzüberschreitendes Studium zusammen mit der Südböhmischen Universität implementiert.“Auch das neue JKU-Bachelorstudium NaWiTec (Naturwissenschaftliche Grundlagen der Technik) stellt eine innovative Kombination aus Chemie, Mathematik und Physik dar und wird ab 2019 ebenso für Schüler vor der Matura angeboten.
Das fachhochschulische Pendant zum universitären englischsprachigen Linzer Chemistry-Studium ist der österreichweit einzige Chemie-FH-Bachelor-Studiengang Applied Chemistry (IMC FH Krems, ab Herbst 2018). „Das An- forderungsprofil chemischer Fachkräfte hat sich verändert. Sie müssen auf den gesteigerten Einsatz computerbasierter Methoden vorbereitet werden und lernen, mit großen Datenmengen umzugehen“, sagt Studiengangsleiter Uwe Rinner.
Neben einer verstärkten Hinwendung zum Informatikbereich und zur Datenanalyse wurden weitere zukunftsträchtige Fächer in das Curriculum integriert. Rinner: „Wir widmen uns in Vorlesungen nachwachsenden Rohstoffen, die gerade für den österreichischen Markt besonders interessant sind, und der Verwertung und Aufbereitung von Abfall. Umweltaspekte und ökologische Fragestellungen werden ebenfalls intensiv behandelt.“Auf die wechselnde Marktsituation reagiere man mit zwei Schwerpunkten im Abschluss-Semester – instrumentelle Analyse sowie organische und pharmazeutische Chemie.
Für Englisch als Unterrichtssprache hat man sich gezielt entschieden, auch wenn dies für einige in das Bachelorstudium eintretende Schüler eine Umgewöhnung in den ersten Wochen mit sich bringt. „Bei vielen multinationalen Konzernen ist in Österreich Englisch als Kommunikationssprache etabliert, gerade in der Pharmaindustrie“, so Rinner.
Ein forschungsgeleitetes BachelorStudium für Chemie wird an der Karl-Franzens-Universität Graz angeboten, hier in deutscher Sprache. Das gemeinsam mit der Technischen Universität Graz eingerichtete Nawi Graz Bachelorstudium Chemie zeichnet sich durch eine eng verknüpfte Vermittlung sowohl theoretischer als auch chemisch-praktischer Kompetenzen in vielen Laborübungen aus. „Es vermittelt die Fähigkeiten, selbstständig zu denken und verantwortungsbewusst als Chemiker zu handeln“, bringt es Nadia MöschZanetti, Vorsitzende der Curriculumskommission der Uni Graz für alle Chemie-Studien, auf den Punkt. Zudem bilde es die Grundlage für darauf aufbauende Masterstudien (Nawi Graz bietet neben dem Masterstudium Chemie auch etwa einen Master Chemical and Pharmaceutical Engineering an).