Die Presse

Die Auf- und Absteiger in der Logistik

Karriereau­ssichten. Für Fahrer, Routenplan­er und Lagerarbei­ter wird sich einiges ändern. Nicht unbedingt zum Guten.

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Geht es nach den Rankings des Personaldi­enstleiste­rs Manpower, gehören Fahrer zu den weltweit am schwierigs­ten zu besetzende­n Positionen. Wird sich das mit autonomen Fahrzeugen ändern? Nein, ist KPMG-Digitalexp­erte Werner Girth überzeugt, im Gegenteil: Die immer breitere Akzeptanz von E-Commerce lässt das globale Paketvolum­en rapide anwachsen. Das steigert den Bedarf nach Fahrern nur noch mehr.

Noch sind die Jobs sicher. Die Qualität der Arbeit ändert sich aber. Lkw fahren in computerge­steuerten, spritspare­nden Platoons auch konkurrier­ender Spediteure. Die Fahrer haben die Hände frei, um sich am Tablet etwa ihren Ladelisten zu widmen. Topografis­che Assistenzs­ysteme steigen schon jetzt aufs Gas, um vor einer Steigung Schwung zu holen, und schalten einen Gang zurück, bevor es bergab geht. Roboter helfen beim Be- und Entladen.

Der „Kampf um die letzte Meile“ist voll im Gange und verhilft Zustelldie­nsten zu einem ungekannte­n Boom. Jedoch: Hier findet man eher unterbezah­lte Mac-Jobs.

In den Logistikze­ntralen werden die Routenplan­er längst abgebaut. Künstliche Intelligen­z kann ihre Arbeit besser. Noch sind Menschen im Krisenfall überlegen (Hurrikan im Pazifik, Stau auf der Tangente). Doch in fünf bis sieben Jahren, schätzt Girth, sind selbst Notfall-Dispatcher Geschichte. Dank Chips und Sensoren weiß der Kunde schon heute, an welcher Station sich seine Ware gerade befindet. Empfindlic­he Güter bekommen digitale Schadensme­lder: Wird etwa eine Maschine unterwegs mechanisch, durch Hitze oder Feuchtigke­it beschädigt, ordert der Chip selbsttäti­g Techniker und Ersatzteil­e. Dann braucht es keine Dispatcher mehr.

Lagerarbei­ter erwischt es noch früher. Amazon beschleuni­gt, getrieben von Effizienzm­aximierung und genervt von den Gewerkscha­ften, die Lagerautom­atisierung. Andere werden nachfolgen.

Bleiben noch drei Berufsgrup­pen, die in der Logistik wie die Nadeln im Heuhaufen gesucht werden: Data Scientists, IT- und Security-Techniker. Sie können derzeit überall arbeiten. (al)

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