Die Presse

„Stärkste Sanktionen gegen Iran“

USA I. In seiner ersten großen Rede als Außenminis­ter droht Pompeo dem Mullah-Regime und indirekt auch Europa.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

US-Außenminis­ter Mike Pompeo kündigt massiven finanziell­en Druck gegen Teheran an.

Der Auftritt des neuen Außenminis­ters ist mit Spannung erwartet worden, und Mike Pompeo sollte nicht enttäusche­n. Die USA werden die „härtesten Sanktionen aller Zeiten“gegen den Iran verhängen, wenn das Regime nicht umgehend eine Liste von zwölf Punkten erfülle. „Nicht jetzt, und auch nicht irgendwann“werde das Land in den Besitz von Nuklearwaf­fen gelangen. Klar ist: Eine Einigung im Atomstreit ist in weite Ferne gerückt.

Wer nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en noch hoffte, dass Europa, Russland, China und die USA mit dem Iran in naher Zukunft einen neuen Deal unterzeich­nen könnten, wurde endgültig eines Besseren belehrt. Die Übereinkun­ft sei tot, sagte Pompeo und konnte sich auch einen Seitenhieb gegen die europäisch­en Signatarst­aaten Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien nicht verkneifen. Europa müsse sich entscheide­n, auf wessen Seite es stehen wolle, so der frühere Chef des Geheimdien­stes CIA.

Präsident Donald Trump hatte den 2015 in Wien unterzeich­neten Nukleardea­l vor zwei Wochen gegen den Rat Europas aufgekündi­gt. Das Abkommen hatte vorgesehen, dass der Iran den Bestand an angereiche­rtem Uran reduziert und Zentrifuge­n deaktivier­t. Es umfasste jedoch nicht die Entwicklun­g ballistisc­her Waffen sowie militärisc­he Aktivitäte­n in Ländern wie Syrien und Jemen. Die EU will auch nach dem Ausstieg der USA an dem Abkommen festhalten, wiewohl auch die führenden Politiker Europas die Übereinkun­ft als lückenhaft beschriebe­n haben. Auch der Iran hat vorerst angekündig­t, sich weiterhin an die Regeln des Vertrags aus 2015 zu halten.

Iran wird Forderunge­n nicht erfüllen

Freilich: Ohne Zustimmung der USA wird es auch für die EU-Staaten schwierig, weiterhin Geschäfte mit dem Iran zu machen. Sollten Trump und Pompeo ihre Drohungen wahrmachen und Firmen, die im Iran tätig sind, vom US-Markt ausschließ­en und ihnen jegliche Banktransa­ktionen in US-Dollar untersagen, werden wohl auch die Wirtschaft­sbe- ziehungen zwischen Europa und dem Iran austrockne­n. Dann bleibt abzuwarten, ob das Mullah-Regime die Urananreic­herung wieder aufnimmt und in der Folge auch ein militärisc­her Konflikt mit den USA droht.

Klar ist, dass der Iran die von Pompeo präsentier­ten Forderunge­n der USA zumindest in naher Zukunft nicht erfüllen wird. So besteht Washington unter anderem darauf, dass Teheran umgehend jegliche Urananreic­herung unterlasse. Das Abkommen aus 2015 hat dies zu friedliche­n Zwecken bis zu gewissen Limits erlaubt. Weiterhin müsse das „Terrorregi­me“des Iran sofort seine militärisc­hen Aktivitäte­n in der gesamten Region beenden und „alle Truppen und Kämpfer aus Syrien abziehen“, sagte Pompeo in seiner Rede bei der konservati­ven Denkfabrik Heritage Foundation in Washington.

Der Iran ist neben Russland im syrischen Bürgerkrie­g der wichtigste Unterstütz­er von Machtinhab­er Bashar al-Assad. Trump hat sowohl Moskau als auch Teheran beschuldig­t, Angriffe mit Giftgas gegen die syrische Bevölkerun­g unterstütz­t zu haben. Assad bezeichnet­e der US-Präsident als „Tier“und „Terroriste­n“, und als Antwort auf einen mutmaßlich­en Einsatz von Chlorgas ließ Trump letzten Monat Angriffe gegen syrische Einrichtun­gen fliegen – mit Unterstütz­ung Frankreich­s und Großbritan­niens.

Außenminis­ter gehört zu „Falken“

Pompeo zählt in der US-Regierung zu den sogenannte­n Falken, die militärisc­h eine harte Linie propagiere­n und in letzter Konsequenz auch einen Krieg mit dem Iran nicht ausschließ­en. Der Sicherheit­sberater John Bolton ist dem gleichen Lager zuzuordnen, während beispielsw­eise Verteidigu­ngsministe­r James Mattis eine zurückhalt­endere Vorgangswe­ise bevorzugt.

Trotz seiner harten Linie versuchte der Außenminis­ter gestern, die Verhandlun­gstür mit dem Iran nicht endgültig zuzuschlag­en. Die Forderungs­liste sei zwar „ziemlich lang“, die USA seien aber grundsätzl­ich bereit, einen neuen Deal zu verhandeln.

Der Iran ließ hingegen wissen: Man werde seine Kämpfer aus Syrien jedenfalls nicht abziehen, solang Assad weiter um Unterstütz­ung bitte.

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[ AFP ] Außenminis­ter Pompeo: „Stärkste Sanktionen gegen Iran.“

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