1300 Österreicher bei Erdo˘gan
Türkei. Der Präsident machte in Sarajewo Wahlwerbung bei Auslandstürken. Diese dürften für ihn wichtiger denn je sein.
Zum Wahlkampfauftritt des türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdogan,˘ in Sarajewo sind rund 1300 Menschen aus Österreich angereist, wie die Onlineausgabe des „Kurier“berichtet. Insgesamt nahmen an der Veranstaltung etwa 15.000 Auslandstürken teil. Die größte Abordnung sei mit etwa 5000 Teilnehmern aus Deutschland, aber auch zahlreiche Niederländer und Norweger waren unter den Besuchern. Vor allem junge Männer entstiegen am Sonntag den Bussen in Volksfeststimmung. Sie schwenkten große türkische Fahnen, viele trugen rote T-Shirts mit Stern und Halbmond, einige Fanschals mit der türkischen und der bosnischen Flagge. Gerade einmal 40 Minuten sprach der türkische Präsident bei seinem bisher einzigen geplanten Wahlkampfauftritt im europäischen Ausland. Die mehr als 10.000 angereisten Auslandstürken bat er bei den Wahlen am 24. Juni um eine „Rekordzahl an Stimmen“. Für Erdogan˘ könnte die Unterstützung der Türken vor allem in der EU diesmal ausschlaggebend sein. Auslandstürken machen etwa fünf Prozent aller Wähler aus. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sonar, das bei der Präsidentenwahl 2014 nah am Ergebnis lag, würden derzeit in der ersten Wahlrunde nur 42 Prozent für Erdogan˘ stimmen.
Umso wichtiger sind also die rund drei Millionen Wahlberechtigten im Ausland. Fast die Hälfte davon lebt in Deutschland, und unter ihnen hat Erdogan˘ überproportional viele Anhänger. Der Schluss liegt nahe, dass Erdogan statt in Bosnien lieber in Deutschland gesprochen hätte – hätte die Bundesregierung dem nicht einen Riegel vorgeschoben. Dass türkische Politiker nicht in Deutschland auftreten dürfen, hat die Türkei bereits mehrfach kritisiert. (ag.)