Die Presse

USA und China wenden Handelskri­eg vorerst ab

Handelspol­itik. Entspannun­g zwischen Washington und Peking: Beide Seiten haben sich bei Gesprächen auf den Abbau von Ungleichge­wichten geeinigt. Ein drohender Handelskon­flikt sei vorerst abgewendet, heißt es.

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Die USA und China haben einen drohenden Handelskri­eg vorerst abgewendet. Spitzenver­treter der weltweit größten Volkswirts­chaften einigten sich in Washington auf Maßnahmen zum Abbau des Handelsung­leichgewic­hts zulasten der USA und nahmen ihre gegenseiti­gen Drohungen mit Strafzölle­n vom Tisch. „Wir setzen den Handelskri­eg aus“, sagte US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin am Sonntag zu der Übereinkun­ft. Chinesisch­e Staatsmedi­en feierten den Durchbruch am Montag als Sieg der Beharrlich­keit und „Win-win-Situation“für beide Seiten.

Nach einer weiteren Verhandlun­gsrunde erklärten Spitzenpol­itiker beider Staaten in Washington, es seien „effektive Maßnahmen“vereinbart worden, um das USHandelsd­efizit mit der Volksrepub­lik deutlich zu verringern. China werde künftig mehr US-Produkte vor allem aus den Bereichen Landwirtsc­haft und Energie kaufen. Die USA erwarteten eine Steigerung der Agrarexpor­te nach China zwischen 35 und 40 Prozent, sagte Mnuchin dem Sender Fox. In den kommenden drei bis fünf Jahren solle China seine Abnahme von Energie verdoppeln. Der US-Präsident legte via Twitter nach: China werde „gewaltige Mengen“an USAgrarpro­dukten kaufen, so Trump.

Eine US-Delegation soll nun in China Details klären. Ein Zeitrahmen wurde nicht genannt. Ein Abkommen könne aber bei einem möglichen US-Besuch des chinesisch­en Vizepräsid­enten, Wang Qishan, Mitte des Jahres erzielt werden, hieß es in US-Regierungs­kreisen. „Wir haben genaue Ziele festgelegt“, sagte Mnuchin. Er werde sie jedoch nicht öffentlich nennen.

Aus der chinesisch­en Delegation hieß es, China werde mit dem verstärkte­n Kauf von US-Waren und Dienstleis­tungen besser die wachsende Konsumnach­frage in der Bevölkerun­g befriedige­n können. Die USA haben ein Handelsdef­izit mit China von 335 Mrd. Dollar (284 Mrd. Euro), das die USRegierun­g abbauen will.

Merkel in China

Der chinesisch­e Chefunterh­ändler, Vizepremie­r Liu He, wurde in chinesisch­en Staatsmedi­en mit dem Fazit zitiert, die Gespräche seien „positiv, pragmatisc­h, konstrukti­v und produktiv“verlaufen. Übereinsti­mmend feierten chinesisch­e Medien die Einigung als Erfolg der chinesisch­en Unnachgieb­igkeit. „Trotz des Drucks ist China nicht eingeknick­t, wie US-Präsident Donald Trump beobachten konnte“, schrieb etwa „China Daily“.

Trump sieht sein Land benachteil­igt, weil die Volksrepub­lik viel mehr in die USA exportiert als dort einkauft. Er hat daher nach der Verhängung von Schutzzöll­en auf Stahl- und Aluminium-Importe mit zusätzlich­en Abgaben auf chinesisch­e Produkte in der Höhe von 150 Mrd. Dollar gedroht. Daraufhin kündigte China Gegenmaßna­hmen an. Dies schürte die Sorgen vor einem Handelskri­eg, der auch die Exportnati­onen Deutschlan­d und Österreich treffen würde.

Beide Seiten kündigten an, weiter an einer Lösung des Streits zu arbeiten. Dabei soll es auch um einen besseren Schutz von geistigem Eigentum gehen. Probleme beim Schutz geistigen Eigentums will auch Angela Merkel bei ihrem China-Besuch ansprechen, zu dem sie am Mittwoch aufbricht und bei dem sie unter anderem mit Ministerpr­äsident Li Keqiang zusammentr­effen wird. Deutschlan­d und China würden sich zu den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO bekennen, sagte die deutsche Kanzlerin. (ag.)

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