Die Presse

Ermittlung­en gegen Israel in Den Haag?

Palästinen­ser übergeben Fälle an Chefankläg­erin.

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Nun liegt alles in den Händen von Fatou Bensouda: Die Juristin aus Gambia und Chefankläg­erin beim Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag hat vom palästinen­sischen Außenminis­ter, Riad alMaliki, ein Konvolut ausgehändi­gt bekommen. Die Palästinen­ser werfen Israel Kriegsverb­rechen vor und haben damit den Fall an den Strafgeric­htshof übergeben. Das Verfahren soll al-Maliki zufolge „unverzügli­ch“beginnen. Bensouda muss nun über ein mögliches offizielle­s Ermittlung­sverfahren gegen Israel entscheide­n.

Als konkrete Beispiele für die Vorwürfe nannte al-Maliki den Siedlungsb­au im Westjordan­land und Ost-Jerusalem, die Zerstörung palästinen­sischer Häuser sowie das „rechtswidr­ige Töten von unbewaffne­ten palästinen­sischen Demonstran­ten“: „In Israel herrscht eine Kultur der Straflosig­keit für Verbrechen gegen Palästinen­ser“, sagte al-Maliki.

Seit Ende März sind bei Protesten an der Gaza-Grenze rund 120 Palästinen­ser von israelisch­en Soldaten getötet worden. Für die blutigen Auseinande­rsetzungen macht Jerusalem die radikalisl­amische Hamas verantwort­lich.

Jerusalem lehnt ab

Bensouda prüft bereits seit 2015 Kriegsverb­rechen in diesem Konflikt von beiden Seiten. Mit den neuen Vorwürfen seitens der Palästinen­ser wird der Druck auf Israel sicherlich erhöht. Allerdings ist Israel kein Mitglied des Gerichts, daher lehnt Jerusalem die Involvieru­ng Den Haags ab, zumal „die Palästinen­sische Autonomieb­ehörde kein Staat ist“, wie es aus dem Außenminis­terium heißt.

Die Autonomier­egion hingegen ist seit 2015 ein Vertragsst­aat des Weltstrafg­erichts. Somit ist das Gericht grundsätzl­ich auch für Verbrechen zuständig, die in dieser Region ausgeübt wurden. Dass Israel kein Mitglied des Gerichtes ist, schützt das Land prinzipiel­l nicht vor Strafverfo­lgung. (ag.)

Die Palästinen­ser werfen Israel Kriegsverb­rechen vor und haben den Fall dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag übergeben. Außenminis­ter Riad Malki forderte am Dienstag die Anklage auf, „unverzügli­ch“ein Verfahren einzuleite­n. Israel betrachtet das Gericht aber als nicht zuständig, weil weder Israel Mitglied noch die palästinen­sischen Autonomieg­ebiete ein Staat seien.

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