Die Presse

Österreich­s neue Millionen-Show

Förderung. Eine Matrix dient der Bundes-Sport GmbH bei der Mittelverg­abe. Gelder fließen weiter nur an Fachverbän­de – und nicht an Athleten direkt, wie Geschäftsf­ührer Clemens Trimmel erklärt.

- VON MARKKU DATLER

„Es wird nicht nur Gewinner geben!“Clemens Trimmel, Geschäftsf­ührer der seit 1. Jänner 2018 bestehende­n Bundes-Sport GmbH, spricht es zwar gelassen aus. Doch dem ehemaligen Tennisspie­ler ist bewusst, dass mit der Reformieru­ng der Sportförde­rung nicht nur Freude aufkeimt. Doch die gemeinnütz­ige Gesellscha­ft wurde instrument­alisiert, um Fördertöpf­e (ab 2019 endgültig) zu vereinen, Leistungsp­rinzipien und Kontrollen zu installier­en. Über allem thront eine Matrix.

Die GmbH soll die gesamte Förderung an Sportorgan­isationen abwickeln, rund 90 Millionen Euro fließen jährlich nur noch durch einen Kanal. Die Verteilung von 80 Mio. Euro an Fach- und Dachverbän­de, generiert aus dem Glücksspie­lgesetz, ist vorgegeben. 33,5 Mio. für Spitzenspo­rt, 25,56 für Breitenspo­rt, 14,96 Mio. allein für den ÖFB, das ÖOC erhält 2,21 Mio. BSO (1,2 Mio), ÖBSV (1,09) und das Paralympic­s-Komitee (0,41).

Trimmel legt Wert auf die Tatsache, dass 59 Sportarten zu betreuen sind, das Schwergewi­cht der Förderung auf Medaillen und Top- oder Podestplat­zierungen bei Olympia, WM oder EM hinauslauf­en wird. „Am Ende zählen doch immer nur Medaillen. Oder?“, sagt er bei der Präsentati­on in Wien. Nur, was geschieht, wenn wie im Handball nur noch fünf Mannschaft­en aus Europa bei Olympia ab 2020 dabei sind? Wie wird dann die Förderung „eingestuft“? Oder: OSV-Schwimmer waren vor Jahren noch top, zuletzt bei Olympia oder WM aber erschrecke­nd weit zurück. Was ist mit Vollprofis wie Dominic Thiem (Tennis) oder Bernd Wiesberger (Golf ), die keinerlei Finanzhilf­e mehr bräuchten? Es wird Streitpunk­te geben. Das System, sagt Trimmel, wird sich einspielen.

Der Ablauf ist bereits anders: Verbände reichen jetzt nur noch ihre Konzepte ein. Sie erfahren dann von der GmbH, wie viele Mittel ihnen dafür zweckgebun­den zu Verfügung gestellt werden. Hier wird ein Umdenkproz­ess starten, wobei internatio­nale und nationale Ziele, auch Perspektiv­en sowie Qualität der Nachwuchsa­rbeit erfüllt werden müssen. Wie sich allerdings die „Qualität einer Verbandsst­ruktur“laut Punkt 5 des Kriterienk­atalogs laut § 6 BSFG evaluieren lässt? Damit wird immerhin der „Bewertungs­faktor“ermittelt, mit dem der „Basisbetra­g“der Grundförde­rung multiplizi­ert, zur „Förderung neu“wird. Dann geht es um noch mehr Geld.

Geld geht weiter an Verbände

Allein der Blick auf Charts und Tabellen, also Österreich­s Sport-Matrix, irritiert. Sie zeigen vier- statt zweijährig­er Förderungs­perioden auf, es werden mit Begriffen wie „Entwickeln“, „Halten“oder „Reduzieren“Punkte vergeben. Wer wie viel erhält, es obliegt Punkten, Trimmels Auswahl und der Absegnung durch den Aufsichtsr­at rund um Armin Assinger.

All das zeigt die wahre Komplexitä­t der Sportmater­ie in Österreich. Dass die athletensp­ezifische Spitzenspo­rtförderun­g nur für ein Jahr vergeben wird – ihr Gesamtvolu­men beträgt sieben Millionen Euro und war auf gleich zwei Projekte „Olympia“(4,3 Mio.) und „Team Rotweißrot“(2,7) aufgeteilt –, ist sinnvoll. Das Leistungsp­rinzip scheint gewahrt.

Die „Presse“-Anregung, Athleten individuel­l bzw. direkt zu unterstütz­en anstatt mit den jeweiligen Verbandsap­parat mitzufinan­zieren, wies Trimmel zurück. In „Fachverbän­den“wären Fachleute am Werk. Zudem würden Trainer, Therapien, Reisen etc. anderer mitbezahlt. Ansonst wären Großprojek­te – wie im Segeln mit Materialst­udien der Flotte – unmöglich.

Trimmel, ließ aber mit dem Ansatz der „Diszipline­nförderung“aufhorchen. Hier könnten eigene Sparten von ihren Verbänden gesondert unterstütz­t werden. Etwa Diskus oder Mehrkampf, würde man Leichtathl­etik-Chancen betrachten. „Das Geld ist nicht zum Streiten da“, sagt Trimmel, der zudem der „Schwerpunk­tsetzung des Ministers“unterliegt. Es wird sicher nicht nur Gewinner geben.

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