Darsteller im Finaldrama
Champions League. Liverpool litt nach der 1:3-Niederlage mit den Pechvögeln Karius und Salah. Real Madrids Jubel über den dritten Titel in Folge wurde von Ronaldos Wechselgedanken getrübt.
Von Karius über Kopp zu Bale: Wer die Finalnacht von Kiew geprägt hat – und wie.
Karius, der traurigste Mann
Loris Karius erlebte den bittersten Abend seiner Fußballkarriere. Zwei grobe Aussetzer des Deutschen ebneten Real den Weg zum Sieg. Nach dem Schlusspfiff vergrub er minutenlang sein Gesicht im Trikot, dann entschuldigte er sich bei den mitgereisten Fans. „Es tut mir für alle leid. Ich habe meine Mitspieler im Stich gelassen. Diese Tore haben uns den Titel gekostet“, stammelte der 24-Jährige.
Trainer Jürgen Klopp nahm seine Nummer eins in Schutz: „Klar waren es seine Fehler, darüber müssen wir nicht sprechen. Das wünscht man nicht einmal seinem schlimmsten Feind.“Die Kiewer Horror-Nacht wird Karius noch verfolgen. „Das kann die Karriere eines Torwarts zerstören“, meinte ZDF-Experte Oliver Kahn.
Salah, die tragische Figur
Kiew sollte die große Bühne für Mohamed Salah werden, doch nach nicht einmal 30 Minuten war die Show vorbei. Liverpools Stür- merstar verletzte sich bei einem grenzwertigen Zweikampf mit Sergio Ramos (Klopp: „Wrestling“) an der Schulter. Unter Tränen verließ der Ägypter den Platz, danach kippte die Partie zugunsten Reals.
Zumindest auf die WM-Teilnahme soll Salah hoffen dürfen. Statt des zunächst vermuteten Schulter- oder Schlüsselbeinbruchs sprach Ägyptens Verband lediglich von einer Bänderverletzung und zwei Wochen Pause.
Klopp, der verfluchte Coach
Während Real-Trainer Zinedine Zidane im achten Endspiel siegreich blieb, konnte Jürgen Klopp seinen Finalfluch nicht ablegen. Zum vierten Mal in Folge verlor Klopp ein Titelduell, zuletzt gewann er 2014 mit Dortmund den deutschen Supercup. „Wir haben alles probiert, ich würde nichts anders machen“, resümierte der 50-Jährige. „Ich habe mein Bestes gegeben und das war nicht gut genug. Das muss ich akzeptieren.“Die Niederlage verarbeitete Klopp mit Toten-HosenSänger Campino, einem glühenden Liverpool–Fan. Auf Instagram war die Gesangsdarbietung zu sehen, in der englischen Version hieß es: „We saw the European Cup, Madrid had all the fucking luck.“
Bale, der verkannte Held
Nur gut eine halbe Stunde durfte Gareth Bale mitwirken, in dieser entschied er das Finale mit einem spektakulären Fallrückziehertor sowie einem glücklichen Weitschusstreffer. Seinen Unmut über das Reservistendasein in Madrid versteckte der Waliser bei aller Freude über den Titel nicht. „Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken“, erklärte Bale.
Ramos, der Buhmann
Sergio Ramos ist ein Verteidiger, der mit allen Wassern gewaschen ist. Die Real-Fans lieben ihn dafür, die Gegner treibt es in den Wahnsinn. Der Real-Kapitän geht an die Grenze und nicht selten darüber hinaus. Der Zweikampf mit Salah war ein Foul, obgleich die Verletzung eine unglückliche Folge war. „Manchmal zeigt dir der Fußball seine gute Seite und manchmal seine schlechte. Vor allem sind wir Profi-Kollegen. „|GuteBesserung @MoSalah“, twitterte Ramos. Sein Ellbogenschlag in Torhüter Karius’ Gesicht war jedoch klare Absicht und blieb unverständlicherweise ohne Konsequenzen.
Ronaldo, der Partykiller
Erstmals blieb Cristiano Ronaldo in einem CL-Finale ohne Tor, dennoch durfte er am Ende über den Sieg, die Torschützenkrone (15 Treffer) und einen neuen Rekord jubeln: Als erster Spieler gewann er zum fünften Mal den „HenkelPokal“. Die „königliche“Feierstimmung trübte der Superstar mit Aussagen zu seiner Zukunft. „Es war sehr schön, bei Real Madrid zu spielen“, meinte der 33-jährige Portugiese. Angesichts der Spekulationen um einen Neymar-Wechsel dürfte Ronaldo seinen Ausnahmestatus im Klub angegriffen sehen. „Man wird müde, wenn einem Dinge versprochen werden, die nicht eintreten. Dinge lassen sich nicht mit Geld lösen.“(swi)