Wie Investoren zu Unternehmen finden
Beteiligung. Die heimische Start-up-Szene ist zwar lebendig. In sie investieren, ist aber mit Hürden verbunden. Bisher sind es vor allem professionelle Anleger, die hier Geschäfte machen. Eine Plattform will das jetzt ändern.
In Start-ups zu investieren, ist gar nicht so einfach. Es sind vor allem professionelle Investoren bzw. sogenannte Business Angels, die bei Unternehmen zum Zug kommen. Das hat mir ihrem Wissensvorsprung zu tun, ihrem Netzwerk und letztlich auch mit ihrem Know-how.
Die Risikokapitalfirma Speedinvest steckt Geld von Investoren seit dem Jahr 2011 gezielt in Startups. Mittlerweile verwaltet das Unternehmen 175 Mio. Euro. Erst in der Vorwoche gab Speedinvest bekannt, einen 50 Mio. Euro schweren Fonds auflegen zu wollen. Mit an Bord sind sowohl die UniqaVersicherung als auch Raiffeisen Bank International.
Geht es nach Rudolf Kinsky, Präsident der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, benötige es hierzulande fünf Firmen, die so wie Speedinvest agieren. Er sieht in Österreich vor allem ein Problem: Dass es praktisch keine institutionellen Investoren gibt, die in den Bereich Private Equity investieren. Im europäischen Vergleich rangiert das Land weit abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Es gibt bereits europäische Fonds-Initiativen, die den Markt zu beleben versuchen. Für Österreich stellt sich Kinsky eine solche ebenso vor.
Umgesetzt werden könnte diese im Rahmen eines privatwirtschaftlich geführten Dachfonds, dessen Management international ausgeschrieben wird. Dieser soll in Fonds investieren, die ihren Sitz in Österreich haben (oder hierher verlegen) und Geld in Start-ups und Mittelständler stecken.
Der Dachfonds, so die Idee, speise sich dabei über eine Anleihe, die teils mit einer Ausfallgarantie des Bundes versehen ist. So könnten auch kleinere institutionelle Investoren angesprochen werden. 300 Mio. Euro, so stellt es sich Kinsky vor, soll der Dachfonds einsammeln. Auf diese Weise könne man Kapital am wirksamsten hebeln.
Privatanleger sieht Kinsky nicht als Teil der Zielgruppe. Diese hat dafür Markus Kainz im Blick. Ihm missfiel es, dass sich gewisse Investoren bei Start-ups stets die „Rosinen rauspicken“können, wie er es formuliert. Aus diesem Grund hat er sich dazu entschieden PrimeCrowd zu gründen. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, das Profis aus der Start-up-Szene und Kleinanleger zusammenbringt.
Bisher konnten über PrimeCrowd 13 Start-ups mit einem Volumen von fünf Mio. Euro finanziert werden. Das Prinzip ist simpel: Das Unternehmen hat ein Netzwerk aus über 150 Branchenexperten aufgebaut. Damit ein Start-up überhaupt als Investitionsziel in Frage kommt, werden die Profis vorab nach ihrer Meinung gefragt. Auch PrimeCrowd analysiert das Potenzial. Landet ein Start-up schließlich in der Auswahl, werden die bereits registrierten Kleinanleger kontaktiert. Im Vorfeld werden sie nach ihren Interessen befragt. Passende Unternehmen werden ihnen als Beteiligung vorgeschlagen. Im Anschluss gibt es ein Treffen mit der Gesellschaft.
„Bei uns ist es verpflichtend, dass ein bis zwei große Investoren mit an Bord sind“, sagt Kainz. Das helfe nicht nur den Start-ups, sondern gebe auch den Kleinanlegern eine gewisse Sicherheit. „Am Ende sucht sich aber das Unternehmen seine Anteilseigner aus“, erklärt Kainz.
Pro Deal beträgt die Mindestinvestitionssumme 10.000 Euro. Wer weniger als 50.000 Euro investiert, wird wiederum unter der Führung von PrimeCrowd syndiziert. Es ist vor allem eine wohlhabendere Klientel, die das Unternehmen anspricht. Derzeit sind es Banker, Anwälte oder auch Ärzte, die ihr Kapital zur Verfügung stellen.
Kainz sagt, dass es sich bei den Investitionen um ein Hochrisiko-Investment handelt. Ist ein Start-up pleite, fallen Anleger um ihr Geld um. Bis jetzt sei das nicht passiert, man bemühe sich darum, die Ausfallquote so gering wie möglich zu halten.
Dennoch wurde ein Notfallschutz eingebaut: „Investoren werden vor den Gründern bedient.“Nachschusspflicht gibt es für Anleger keine, doch kann es zu einer Verwässerung der Anteile kommen. Auch ein vorzeitiger Anteilsverkauf ist nicht unbedingt einfach, das müssen Investoren ebenso bedenken. „Realistischerweise kommt man nach ein, zwei Jahren bei einer Finanzierungsrunde raus“, sagt Kainz. Wer früher aussteigen will, kann seine Beteiligung den anderen Anteilseignern andienen. Doch ist ein Verkauf, sofern er zustande kommt, mit Kosten und Aufwand (Notar, Firmenbuch) verbunden.
Wie hoch die Rendite für Anleger ist, lässt sich noch schwer sagen. Es habe erst einen Teil-Exit gegeben, so Kainz. Doch arbeite man gerade daran, Start-ups für Anleger besser messbar zu machen. Auch Banken, die vermögende Privatkunden im Schlepptau haben, hätten bei PrimeCrowd bereits angeklopft. Mit der Bank Gutmann hat man bereits ein Konzept ausgearbeitet.