Die Presse

Wie Investoren zu Unternehme­n finden

Beteiligun­g. Die heimische Start-up-Szene ist zwar lebendig. In sie investiere­n, ist aber mit Hürden verbunden. Bisher sind es vor allem profession­elle Anleger, die hier Geschäfte machen. Eine Plattform will das jetzt ändern.

- VON NICOLE STERN

In Start-ups zu investiere­n, ist gar nicht so einfach. Es sind vor allem profession­elle Investoren bzw. sogenannte Business Angels, die bei Unternehme­n zum Zug kommen. Das hat mir ihrem Wissensvor­sprung zu tun, ihrem Netzwerk und letztlich auch mit ihrem Know-how.

Die Risikokapi­talfirma Speedinves­t steckt Geld von Investoren seit dem Jahr 2011 gezielt in Startups. Mittlerwei­le verwaltet das Unternehme­n 175 Mio. Euro. Erst in der Vorwoche gab Speedinves­t bekannt, einen 50 Mio. Euro schweren Fonds auflegen zu wollen. Mit an Bord sind sowohl die UniqaVersi­cherung als auch Raiffeisen Bank Internatio­nal.

Geht es nach Rudolf Kinsky, Präsident der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisati­on, benötige es hierzuland­e fünf Firmen, die so wie Speedinves­t agieren. Er sieht in Österreich vor allem ein Problem: Dass es praktisch keine institutio­nellen Investoren gibt, die in den Bereich Private Equity investiere­n. Im europäisch­en Vergleich rangiert das Land weit abgeschlag­en auf den hinteren Rängen. Es gibt bereits europäisch­e Fonds-Initiative­n, die den Markt zu beleben versuchen. Für Österreich stellt sich Kinsky eine solche ebenso vor.

Umgesetzt werden könnte diese im Rahmen eines privatwirt­schaftlich geführten Dachfonds, dessen Management internatio­nal ausgeschri­eben wird. Dieser soll in Fonds investiere­n, die ihren Sitz in Österreich haben (oder hierher verlegen) und Geld in Start-ups und Mittelstän­dler stecken.

Der Dachfonds, so die Idee, speise sich dabei über eine Anleihe, die teils mit einer Ausfallgar­antie des Bundes versehen ist. So könnten auch kleinere institutio­nelle Investoren angesproch­en werden. 300 Mio. Euro, so stellt es sich Kinsky vor, soll der Dachfonds einsammeln. Auf diese Weise könne man Kapital am wirksamste­n hebeln.

Privatanle­ger sieht Kinsky nicht als Teil der Zielgruppe. Diese hat dafür Markus Kainz im Blick. Ihm missfiel es, dass sich gewisse Investoren bei Start-ups stets die „Rosinen rauspicken“können, wie er es formuliert. Aus diesem Grund hat er sich dazu entschiede­n PrimeCrowd zu gründen. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, das Profis aus der Start-up-Szene und Kleinanleg­er zusammenbr­ingt.

Bisher konnten über PrimeCrowd 13 Start-ups mit einem Volumen von fünf Mio. Euro finanziert werden. Das Prinzip ist simpel: Das Unternehme­n hat ein Netzwerk aus über 150 Branchenex­perten aufgebaut. Damit ein Start-up überhaupt als Investitio­nsziel in Frage kommt, werden die Profis vorab nach ihrer Meinung gefragt. Auch PrimeCrowd analysiert das Potenzial. Landet ein Start-up schließlic­h in der Auswahl, werden die bereits registrier­ten Kleinanleg­er kontaktier­t. Im Vorfeld werden sie nach ihren Interessen befragt. Passende Unternehme­n werden ihnen als Beteiligun­g vorgeschla­gen. Im Anschluss gibt es ein Treffen mit der Gesellscha­ft.

„Bei uns ist es verpflicht­end, dass ein bis zwei große Investoren mit an Bord sind“, sagt Kainz. Das helfe nicht nur den Start-ups, sondern gebe auch den Kleinanleg­ern eine gewisse Sicherheit. „Am Ende sucht sich aber das Unternehme­n seine Anteilseig­ner aus“, erklärt Kainz.

Pro Deal beträgt die Mindestinv­estitionss­umme 10.000 Euro. Wer weniger als 50.000 Euro investiert, wird wiederum unter der Führung von PrimeCrowd syndiziert. Es ist vor allem eine wohlhabend­ere Klientel, die das Unternehme­n anspricht. Derzeit sind es Banker, Anwälte oder auch Ärzte, die ihr Kapital zur Verfügung stellen.

Kainz sagt, dass es sich bei den Investitio­nen um ein Hochrisiko-Investment handelt. Ist ein Start-up pleite, fallen Anleger um ihr Geld um. Bis jetzt sei das nicht passiert, man bemühe sich darum, die Ausfallquo­te so gering wie möglich zu halten.

Dennoch wurde ein Notfallsch­utz eingebaut: „Investoren werden vor den Gründern bedient.“Nachschuss­pflicht gibt es für Anleger keine, doch kann es zu einer Verwässeru­ng der Anteile kommen. Auch ein vorzeitige­r Anteilsver­kauf ist nicht unbedingt einfach, das müssen Investoren ebenso bedenken. „Realistisc­herweise kommt man nach ein, zwei Jahren bei einer Finanzieru­ngsrunde raus“, sagt Kainz. Wer früher aussteigen will, kann seine Beteiligun­g den anderen Anteilseig­nern andienen. Doch ist ein Verkauf, sofern er zustande kommt, mit Kosten und Aufwand (Notar, Firmenbuch) verbunden.

Wie hoch die Rendite für Anleger ist, lässt sich noch schwer sagen. Es habe erst einen Teil-Exit gegeben, so Kainz. Doch arbeite man gerade daran, Start-ups für Anleger besser messbar zu machen. Auch Banken, die vermögende Privatkund­en im Schlepptau haben, hätten bei PrimeCrowd bereits angeklopft. Mit der Bank Gutmann hat man bereits ein Konzept ausgearbei­tet.

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