Die Presse

Mit „Siebzehn“zur „letzten Party“Ein Jungstar für jede Hauptrolle

Porträt. Zwei Kinofilme, zwei Hauptrolle­n, zwei Publikumsh­its. Die Grazerin Elisabeth Wabitsch ist der Shootingst­ar der österreich­ischen Schauspiel­szene.

- VON KÖKSAL BALTACI

Es gibt da diese Szene in Monja Arts Regiedebüt „Siebzehn“. Paula, die ihre Mitschüler­in Charlotte aus der Ferne begehrt, springt auf einem Konzert über ihren Schatten und sucht ihre Nähe. Die beiden tanzen eng umschlunge­n, der erste Kuss liegt in der Luft, ehe sich Charlottes Freund zwischen die beiden drängt. Paulas Gesicht fällt zusammen, ihr Herz bricht im schummrige­n Discolicht.

Um Szenen wie diese zu beschreibe­n, hat die Jury des Max-Ophüls-Preises die treffendst­en Worte gefunden und Elisabeth Wabitsch, die Paula spielt, 2017 zur besten Nachwuchss­chauspiele­rin gekürt. Mit der Begründung: „Das Schönste in einem Film ist, wenn eine Schauspiel­erin spielt, und alles sagt, ohne dabei sprechen zu müssen.“Etwas in der Art dürfte sich auch die Romy-Jury gedacht haben, als sie die Grazerin in der Kategorie „Bester Nachwuchs weiblich“nominierte.

Von einer durchbrech­enden Performanc­e zu sprechen, wäre beinahe untertrieb­en, Wabitsch katapultie­rte sich mit ihrer ersten Kinorolle, die gleich eine Hauptrolle war, in die Oberliga der österreich­ischen Schauspiel­szene und gehört seither zu den gefragtest­en Jungstars. Zuvor ging sie bei einem Casting unter 500 Jugendlich­en als Siegerin hervor – bis dahin hatte sie erste Erfahrunge­n am Grazer Theater am Ortweinpla­tz gemacht, unter anderem verkörpert­e sie 2015 Irina in den „Drei Schwestern“.

Auf den Einstand mit „Siebzehn“folgte gleich die nächste Hauptrolle in Regisseur Dominik Hartls „Die letzte Party deines Lebens“. Der Horrorthri­ller ist einer der kommerziel­l erfolgreic­hsten österreich­ischen Filme der vergangene­n Jahre und noch immer in einigen Kinos zu sehen.

Solcherart erfolgreic­h ist es beachtlich, wie locker und unaufgereg­t Wabitsch ihren Karrierest­art nimmt. Sie ist eben von Graz nach Wien gezogen, wohnt in einer Dreier-WG, erkundet mit dem Fahrrad die Stadt und studiert Jus. Zuletzt wirkte sie bei einer Folge von „Soko Kitzbühel“mit – „um zu sehen, wie Fernsehen funktionie­rt“, sagt sie. Warum sie sich bei den Castings für „Siebzehn“und „Die letzte Party deines Lebens“unter je Hunderten Bewerbern durchsetzt­e, weiß sie selbst nicht ganz. „Ich habe einfach versucht, authentisc­h zu wirken“, erzählt Wabitsch, die in der Oberstufe ein Auslandsja­hr in Paris verbrachte und fließend Französisc­h spricht. „Wahrschein­lich war bei diesen Filmen genau das gefragt.“Nervös sei sie dabei immer nur bis kurz vor dem Casting gewesen, „dann ab dem ersten Satz nicht mehr, danach hat es nur noch Spaß gemacht – vor allem das Spiel mit Alexandra Schmidt“.

Schmidt spielt in „Siebzehn“Paulas Klassenkam­eradin Lilli. Die Beziehung zwischen den beiden, die wohl am besten mit Hassliebe umschriebe­n werden kann, hätte in einer Fortsetzun­g des Films weitererzä­hlt werden

wurde 1997 in Graz geboren und sammelte erste Erfahrunge­n als Schauspiel­erin am Grazer Theater am Ortweinpla­tz (TAO!). Mit 16 verbrachte sie als Austaussch­ülerin ein Jahr in Paris. 2017 spielte sie die Hauptrolle in Monja Arts Independen­t-Hit „Siebzehn“. Für ihre Performanc­e bekam sie den Max-OphülsPrei­s als beste Nachwuchss­chauspiele­rin. Derzeit ist sie in dem Horrorthri­ller „Die letzte Party deines Lebens“im Kino zu sehen – ebenfalls in einer Hauptrolle. Wabitsch lebt seit Kurzem in Wien und studiert Jus. sollen, das Projekt scheiterte aber auf den letzten Metern an der Finanzieru­ng. „Das war eine große Enttäuschu­ng“, sagt Wabitsch. „Wir hatten uns alle auf die Dreharbeit­en in Wien, wo die Geschichte hätte spielen sollen, gefreut. Plötzlich hieß es, sie finden nicht statt.“Eine bittere Erfahrung für die 20-Jährige, die sich nach der Matura vor zwei Jahren eine Auszeit nahm und unter anderem Australien, Neuseeland und Costa Rica bereiste.

„Diese Enttäuschu­ng hat mir gezeigt, wie das Filmgeschä­ft funktionie­rt und dieser Job doch härter ist, als mein Start in die Branche vermuten ließ“, sagt Wabitsch auch im Hinblick auf weitere Rollenange­bote in Filmen, deren Realisieru­ng noch unsicher ist. „Aber das gehört wohl dazu, und je früher ich es lerne, desto besser.“

Jedes Angebot würde sie ohnehin nicht annehmen – trotz der begrenzten Möglichkei­ten auf dem österreich­ischen bzw. deutschspr­achigen Markt. „Mein wichtigste­s Kriterium ist die Frage, ob ich der Meinung bin, dass ein Film durch mich besser wird“, sagt Wabitsch. „Wenn ich dieses Gefühl nicht habe, lasse ich es lieber bleiben und widme mich dem Studium. Und dem Stadtleben in Wien, das ich gerade für mich entdecke.“

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