Lob dem Strohhalm
E s gibt wohl niemanden, der will, dass Plastikabfälle im Meer treiben oder in kleinste Partikel zerrieben die Gedärme von Dorsch, Wels und Co. verstopfen. Der ständig steigende Abfall von Kunststoff muss in Europa reduziert werden. Insoweit sind die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zu unterstützen.
Aber der Strohhalm? Dieses gute Stück Plastikröhrchen, das jeden Restaurantbesuch mit Kindern erleichtert, im Bad als improvisierte Spritzpistole dient und mit dem es so wunderbar ist, die ersten Skulpturen des Lebens zu basteln: Muss er wirklich weg? Umweltschutzgruppen meinen natürlich Ja. Global 2000 spricht von 1,3 Milliarden Strohhalmen, die jährlich in Österreich entsorgt werden müssen. Das ist natürlich viel. Ebenso wie die 55 Millionen Essensboxen, das Plastikbesteck und die vielen Tonnen an Einwegwasserflaschen. Letztere sind wohl das größte Problem. Sie sind in einem Land wie Österreich durchaus entbehrlich, da die Bevölkerung ausgezeichnete Trinkwasserqualität genießt.
Der Strohhalm hingegen ist bei allem ökologischen Verständnis ein wichtiges Symbol – nicht nur für Kinder, sondern auch für uns Erwachsene. Denn er ist das Letzte, an das wir uns klammern, wenn anscheinend nichts mehr geht. Manchmal hat es den Eindruck, auch Brüssel wird ihn noch brauchen.