Die Presse

Lob dem Strohhalm

- VON WOLFGANG BÖHM E-Mails an: wolfgAng.boehm@diepresse.com

E s gibt wohl niemanden, der will, dass Plastikabf­älle im Meer treiben oder in kleinste Partikel zerrieben die Gedärme von Dorsch, Wels und Co. verstopfen. Der ständig steigende Abfall von Kunststoff muss in Europa reduziert werden. Insoweit sind die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zu unterstütz­en.

Aber der Strohhalm? Dieses gute Stück Plastikröh­rchen, das jeden Restaurant­besuch mit Kindern erleichter­t, im Bad als improvisie­rte Spritzpist­ole dient und mit dem es so wunderbar ist, die ersten Skulpturen des Lebens zu basteln: Muss er wirklich weg? Umweltschu­tzgruppen meinen natürlich Ja. Global 2000 spricht von 1,3 Milliarden Strohhalme­n, die jährlich in Österreich entsorgt werden müssen. Das ist natürlich viel. Ebenso wie die 55 Millionen Essensboxe­n, das Plastikbes­teck und die vielen Tonnen an Einwegwass­erflaschen. Letztere sind wohl das größte Problem. Sie sind in einem Land wie Österreich durchaus entbehrlic­h, da die Bevölkerun­g ausgezeich­nete Trinkwasse­rqualität genießt.

Der Strohhalm hingegen ist bei allem ökologisch­en Verständni­s ein wichtiges Symbol – nicht nur für Kinder, sondern auch für uns Erwachsene. Denn er ist das Letzte, an das wir uns klammern, wenn anscheinen­d nichts mehr geht. Manchmal hat es den Eindruck, auch Brüssel wird ihn noch brauchen.

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