Jeder 25. EU-Bürger lebt im Ausland
Personenfreizügigkeit. Innereuropäische Mobilität ist seit 2007 markant gestiegen.
Die Personenfreizügigkeit gilt als eine der vier Kernfreiheiten der EU, doch wie mobil sind Europas Bürger in der Praxis? Dieser Frage ist die EU-Statistikbehörde Eurostat nachgegangen und hat am gestrigen Montag die folgende Antwort gegeben: Im vergangenen Jahr hielten sich 3,8 Prozent aller Europäer im erwerbsfähigen Alter (also jeder 25. EU-Bürger im Alter zwischen 20 und 64 Jahren) in einem anderen Mitgliedsstaat der Union auf. Der Anteil mag zwar auf den ersten Blick gering erscheinen, doch im Vergleich mit dem letzten Vergleichswert zehn Jahre zuvor ist er deutlich gestiegen – denn im Jahr 2007 lebte lediglich jeder 40. EU-Bürger (also 2,5 Prozent) im EU-Ausland.
Zwischen den einzelnen EUMitgliedern klafft allerdings eine tiefe Kluft: Während im Vorjahr lediglich ein Prozent der deutschen Bürger im EU-Ausland weilte (ein Tiefstwert, der sich nicht zuletzt durch die Größe des deutschen Binnenmarkts und die Zugkraft der deutschen Wirtschaft erklären lässt), lebten 19,7 Prozent der rumänischen Beschäftigten außerhalb ihrer Heimat – der mit Abstand höchste Anteil innerhalb der EU. Generell war die Mobilität in den ärmeren Mitgliedstaaten im Osten und Südosten der Union am höchsten, auf Rumänien folgten Litauen und Kroatien mit 15 bzw. 14 Prozent. Ausreisefreudig waren auch die von der Eurokrise betroffenen Portugiesen, von denen sich 13,9 Prozent im Vorjahr im EUAusland aufhielten.
Apropos Eurokrise: Der Vergleich der Jahre 2007 und 2017 ermöglicht eine Aussage darüber, ob bzw. inwieweit die von Rezession und Sparpolitik direkt betroffenen Griechen und Spanier im EU-Ausland ihr (Berufs-)Glück suchten. Ihr Anteil ist zwar erwartungsge- mäß gestiegen, aber nicht so stark, wie dies im selben Zeitraum in Osteuropa der Fall gewesen ist. 2007 lebten 4,7 Prozent der Griechen im EU-Ausland, 2017 waren es sechs Prozent. Der spanische Anteil kletterte von 0,9 auf 1,6 Prozent. Zum Vergleich Polen: 2007 waren 3,9 Prozent der Bürger im EU-Ausland registriert, 2017 waren es bereits 7,8 Prozent – und das trotz wachsender Wirtschaft und sinkender Arbeitslosenquote in der Heimat.
Österreicher weniger mobil
Doch nicht überall ist die Mobilität gestiegen. So ist der Anteil der im EU-Ausland verweilenden Bürger bei den Österreichern von 3,5 Prozent im Jahr 2007 auf 3,1 Prozent 2017 gesunken. Rückgänge gab es auch bei Finnen (von 2,8 auf 1,8 Prozent), Dänen (von 2,1 auf 1,8 Prozent) und Zyprioten (von 7,1 auf 3,9 Prozent). (la)