Die Presse

Wie der Verfassung­sschutz umgebaut werden soll

Reform. Es soll ein Amt für Cybersecur­ity entstehen, der Verfassung­sschutz den Kriminaläm­tern zugeschlag­en werden. Der Rest soll ein „echter Geheimdien­st“werden, der deutlich politische­r gesteuert wäre, als das nun der Fall ist.

- VON ANNA THALHAMMER

Noch am Donnerstag vergangene­r Woche dementiert­e das Innenminis­terium Umbaupläne für das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) – um dann am Samstag zu verkünden, dass man nun Reformen „wie im Regierungs­programm vorgesehen“endlich angehen wolle. Dort steht nur, dass die Zusammenar­beit zwischen BVT, Bundeskrim­inalamt (BKA) und Heeresdien­st angestrebt wird. Intern laufen Gespräche auf Hochtouren – „Die Presse“konnte erste Eckpunkte in Erfahrung bringen. I Ein Amt für Cybersecur­ity wird angestrebt. Es soll eigenständ­ig sein und die dafür derzeit zuständige­n Abteilunge­n des BVT und des Bundeskrim­inalamtes (BKA) zusammenfa­ssen. Das Amt soll weiterhin im Innenminis­terium angesiedel­t sein und würde rund 300 Mitarbeite­r umfassen. I Die Verschmelz­ung von BVT und BKA ist in Vorbereitu­ng. Große Teile der Abteilung II (Terrorismu­s und Extremismu­s), sollen umgeschich­tet werden. Die Abteilung zwei hat mit Karl Lesjak übrigens einen neuen Leiter bekommen: Er war Leiter der Organisier­ten Kriminalit­ät im BKA, dann viele Jahre bei Interpol, kurz beim BVT und zuletzt wieder beim Bundeskrim­inalamt. Sein Vorgänger in der Abteilung II, Martin Weiss, ist übrigens Hauptbelas­tungszeuge in der BVT-Causa. Gegen ihn gibt es nun Anzeigen wegen Verleumdun­g und Rufschädig­ung. Funfact: Einer der Anwälte, die im Auftrag eines Mandanten gerichtlic­h gegen Weiss vorgehen wollen, ist Gabriel Lansky. Dieser wird als Geschädigt­er in der Causa geführt und erhebt Vorwürfe gegen das BVT. Auf Landeseben­e soll der Verfassung­sschutz (LVT) den Landeskrim­inalämtern überantwor­tet werden.

I Ein echter „Geheimdien­st“soll aus dem entstehen, was dann noch vom BVT übrig ist. Also im Großen und Ganzen die Analyseabt­eilung und die Spionageab­wehr. Letztere Abteilung ist nun auch führungslo­s. Ihr Chef, der als einer der Beschuldig­ten in der BVT-Causa gilt, wurde zuerst suspendier­t und vergangene Woche dann entlassen. Die Entlassung hat allerdings nichts mit den Vorwürfen in der BVT-Causa zu tun (er soll nordkorean­ische Passrohlin­ge an Südkorea weitergege­ben haben), sondern weil er Akten zu Hause aufbewahrt hatte. Er gibt an, im Pflegeurla­ub für seine Tochter von zu Hause gearbeitet zu haben. Der Mitarbeite­r ist übrigens nicht der Erste, der mit klassifizi­erten Akten zu Hause erwischt wurde – zu einer Entlassung kam es deswegen bisher aber noch nicht.

Jedenfalls wird es einen neuen Leiter brauchen – und das wird jemand sein, der sich vor allem um die Vertretung nationaler Interessen kümmert. Denn das ist es, was ein Nachrichte­ndienst tun soll. Bisher lagen die Arbeitssch­werpunkte im BVT bei der Beobachtun­g der Spionagetä­tigkeiten von Russland, Nordkorea und zuletzt der Türkei.

Während sich das BVT als Polizeibeh­örde derzeit vor allem um strafrecht­liche Delikte kümmert, würde ein Nachrichte­ndienst viel politische­r gesteuert sein. Angedacht ist wie nach deutschem Vorbild ein Geheimdien­stkoordina­tor, der sich um die Zusammenar­beit von Heeresnach­richtendie­nst, Abwehramt und BVT kümmern soll. Dieser könnte im Bundeskanz­leramt oder bei FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache angesiedel­t sein.

Vergangene Woche stritt das Innenminis­terium Umbaupläne für das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g noch ab – am Samstag verkündete man, Reformen nun angehen zu wollen. Die internen Gespräche laufen auf Hochtouren, Eckpunkte sind aber bereits durchgesic­kert. Ein eigenständ­iges Amt für Cybersecur­ity soll eingericht­et werden. Der Großteil der Abteilung zwei im BVT, deren neuer Leiter aus dem Bundeskrim­inalamt kommt, soll mit Letzterem verschmolz­en werden. Das betrifft vor allem die Abteilunge­n für Terrorismu­s und Extremismu­s. Und was dann noch vom BVT übrig ist, könne zu einem eigenständ­igen Nachrichte­ndienst umgebaut werden – ohne polizeilic­he Kompetenze­n, dafür wird der politische Einfluss wohl größer. Ein Nachrichte­ndienst vertritt die nationalen Interessen.

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